Dieses Jahr steht „Klimafasten“ auf meinem Programm. Dazu gehört, meine Essgewohnheiten mal genauer unter die Lupe nehmen. So der Wille. Ungewollt kamen der vorzeitige Abbruch meiner Fastenzeit und die vielen Steine, welche mir das Universum in den Weg legte.
Durchhänger auf ganzer Linie oder die große Leere
„Eine Woche Zeit für mich und meine Mitgeschöpfe“, titelt die Fastenbroschüre und weiter, „halten sie inne und kommen sie zur Ruhe.
Das mit der Ruhe nahm mein Körper wortwörtlich. Er streikte, ohne Voranmeldung, aus heiterem Himmel, weil das Universum mir einen ganz fiesen Virus vorbei geschickt hatte. 5 Tage Totalausfall. Anschließend saß ich auf dem Sofa und starrte Löcher in die Luft. Jemand nettes würde sagen, sie ist tiefenentspannt und mich damit trösten, dass viele unter Frühjahrsmüdigkeit leiden, der Zustand völlig normal ist und es bestimmt bald besser wird. Andere Menschen würden vermuten, dass ich zu den Drückebergern gehöre, den Tunichtguten, den Faulenzern und mir raten: „Jetzt lass dich nicht so hängen. Los, rappel dich auf, dann kommt die Energie von ganz allein.“
Nein, ich will nicht, ich mag einfach nur hier sitzen.
Und so ging die 1. Fastenwoche träge dahin. Nichtstun. Leere. Nachdenken. Sich treiben lassen. Nach innen horchen. Was will mir meine Seele mitteilen.
Moment mal – da war doch was
Ein zartes Stimmchen meldet sich im Hinterkopf: „Diese stille Woche ist das Ende deiner Fastenzeit.“
„Wie? Was? Moment mal, hier läuft was falsch, es sind noch 6 Wochen bis Ostern, in denen ich mich bewusst mit meinem Lebensstil auseinandersetzen will. Du musst dich irren.“
„Ich irre mich nie. Schaue mal genau auf die ersten Wochen deines Jahres. Es hat sich so viel getan. Manches hast du gewollt, anderes haben wir dir geschickt. Die ersten Schritte sind getan, jetzt musst du den Weg weitergehen“, ermutigt mich das Stimmchen. Hm, irgendwie hat es Recht.
Das Jahr begann mit dem intensiven Eintauchen in die Rauhnächte und einer Auszeit auf Rügen. Im Nachhinein ist es interessant, wie sich die Gedanken aus diesen Tagen nun in mein Leben schleichen und verwirklicht werden wollen.
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Die Heizungsanlage hat sich ebenfalls nahtlos ins Klimafasten eingefügt. Mitte Januar stellte sie ihre Funktion für immer ein. Weg waren die gesparten Euros für den Urlaub. Stattdessen haben wir es nun wieder schön gemütlich und warm im Haus. Außerdem ist es sicher auf irgendeine Weise gut für die Umwelt, denn ich hoffe natürlich, dass sich mit der neuen Heizungstherme und dem Warmwasserbehältnis eine Menge Gas sparen und die Energiekosten senken lassen.
Ungewollt war auch, mich dem Thema Loslassen zu widmen und zwar im ganz großen Stil. Meine jüngere Tochter rief zum Keller entrümpeln auf. Wir sind immer noch nicht fertig, doch es fühlt sich schon luftig leicht und gut an.
Worüber wir lange nachgedacht haben, wird endlich gut. Wir, also Thomas, verkauft sein großes Auto und fährt zukünftig einen kleinen entzückenden weißen Fiat 500 mit roten Sitzen. Außerirdisch schön.
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Mitte Januar fasste ich den spontanen Entschluss: Ich esse jetzt mal eine Woche lang nichts, nur trinken. Was wohl passieren würde?
Ausprobiert und für gut befunden: nichts essen
Ich mache jetzt Heilfasten oder Saftfasten oder wie auch immer das genau heißt. Nach 7 Tagen ohne Essen, es gab nur Tee, Saft, Wasser oder Gemüsebrühe zu trinken, laufe ich glückselig herum
weil ich durchgehalten habe
weil ich mich pudelwohl fühle
weil ich einen Glaubenssatz überwunden habe
weil es meine Gewohnheiten ändern wird
Nun bin ich am Ende dieser Woche angelangt und klopfe mir vor lauter Begeisterung, Stolz und Freude fest auf die Schulter. Ja, das darf und sollte Frau, sich selbst in den Himmel loben, dabei Kopf hoch, Brust raus und strahlen wie ein Honigkuchenpferd. Das pusht deine Energie und noch mehr dein Selbstbewusstsein. Versuch es mal, wenn du in der Stadt unterwegs bist. Strahle die Menschen, die dir entgegen kommen fröhlich an. Dann erlebst du bei den meisten, wie sich deren Gesichtsausdruck ändert und sie zurück lächeln. Doppelte Freude tut gut.
Basenfasten stellt mein Durchhaltevermögen auf die Probe
Weil das mit dem ganz-ohne-Essen dermaßen gut lief, habe ich prompt eine Woche „Basenfasten“ daran gehängt.
Das fiel mir extrem schwer, denn es bedeutete, meine Essgewohnheiten komplett auf den Kopf zu stellen: weg vom In-sich-hinein-futtern, weil es so lecker schmeckt hin zum bewussten Genuss. Das fing beim Frühstück an. Statt Kaffee, Ei, selbstgebackenem Brot mit dicker Butter und Honig von den eigenen Bienen gab es Erdmandel-Müsli, Smoothies, Obst und Gemüse. Klar schmeckte auch das hervorragend, aber mein Schlemmer-Wohlgefühl hat ordentlich gelitten. Einfacher war es dagegen, Fleisch und Wurst vom Speisezettel zu streichen. Milch trinke ich schon seit ewigen Zeiten nicht mehr aber Quark und Käse mag ich sehr gern, doch die fielen auch unter die Rubrik „säurehaltige Lebensmittel“.
Nie wieder: Intervallfasten
Aller guten Dinge sind drei. Inzwischen bin ich beim Intervallfasten angekommen, und das trieb mein Durchhaltevermögen zu Höchstleistungen an. Um es gleich vorweg zu sagen: Das mit dem Intervallfasten ist überhaupt nicht meins, weil die vorgeschriebenen Essenszeiten und mein Hungergefühl ständig im Clinch liegen.
Ich habe die Methode 16:8 ausprobiert, was bedeutet, dass ich über Nacht 16 Stunden nichts esse. In den 8 Stunden am Tag sind 2 Mahlzeiten erlaubt. Was nützt mir diese äußerst gesunde, von Medizinern hoch gelobte Ernährungsform, wenn meine Gedanken morgens ständig ums Frühstück kreisen. Was helfen mir purzelnde Pfunde (ich will doch gar nicht abnehmen) und das Ausbleiben des gefürchteten JoJo-Effekts, wenn ich energielos in der Gegend herumirre und sich mein ganzes Sein auf die Uhrzeit fokussiert. Wann ist es endlich soweit, dass ich was essen darf.
Fazit: Es ist einfacher nichts zu essen als nur zu bestimmten Zeiten.
4 Wochen anders essen und danach?
Das Ausprobieren der verschiedenen Fastenarten hat nicht nur meine Essgewohnheiten ziemlich durcheinander gewirbelt sondern auch meine Aufmerksamkeit auf das „Was esse ich“ gelenkt. In Büchern, Blogs und Studien wird beschreiben wie sich mein Essverhalten auf den Klimawandel auswirkt. Verheerend, denn ich bin immer noch eine fleischfressende Pflanze, obwohl mein Fleischkonsum langsam aber stetig abnimmt.
Bereits in meiner Kindheit gab es aus religiösen Gründen freitags kein Fleisch. Das könnte ich wieder übernehmen.
Bei einem Aufenthalt in Gent (Belgien) habe ich „Donnerstag ist Veggie-Tag“ kennengelernt. Seitdem gehört er auch bei uns schon zum fleischlosen Tag.
Dann kam Heil- und Basenfasten, welches meinen Fleischkonsum auf Null reduzierte und mir bewies, es geht auch ohne.
Kann ich durch mein Essverhalten die Welt retten? Das sicher nicht, dafür braucht es viele. Doch ich kann dazu beitragen, denn jeder Mensch zählt und jede Veränderung fängt bei mir an. Wie es um das Klima in Zukunft steht, entscheiden ich, du, wir alle mit unseren Essgewohnheiten.
Lass uns zusammen Leben – Lieben – Lachen
die Welt verändern und bunte Sachen machen
Elvira