Innerer Aufpasser

Der innere Aufpasser und das geheimnisvolle Schuhrakel

„Alles auf Anfang,“ nimmst du dir oft vor, „jetzt geht es los und ich verwirkliche endlich meine Träume.“ Sofort schleudert dir der innere Aufpasser Steine vor die Füße. Auf jedem steht groß und fett: aber.

Es könnte alles so schön und einfach sein

Sehr oft stehen wir uns selbst im Weg, behindern unser Weiterkommen oder stolpern über unsere eigenen Füße. „Wollen täten wir schon, aber . . . ,“ boykottieren wir unsere Vorhaben ständig selbst. Bei mir im Kopf ploppt der Spruch auf: „Wer A sagt, muss auch B sagen.“ Ist also an das A des Anfangs immer das B, die Bedingung geknüpft? Bleiben wir deshalb oft beim A stecken, denn die logische Schlussfolgerung, das „muss“ hört sich nach Zwang an. Schließlich schwingt im B soviel Ungewissheit und Unbekanntes mit, dass uns der Mut verlässt, bevor wir auch nur den ersten klitzekleinen Schritt wagen.

Doch da ist auch ein Versprechen: Es geht weiter, es gibt Wege, die man gehen kann. Wenn man den Anfang, überwunden hat, also seinen eigenen Schweinehund, seine Ängste, Bedenken oder Zweifel und sich entschieden hat loszugehen, kommt einem vieles entgegen. Überlege doch mal: „Was hätten wir alles nicht gelernt, erlebt und getan, wenn uns nur die Vorsicht regierte? Wo stünden wir heute, wenn wir nur als Zuschauer agiert hätten und nicht als Handelnde mittendrin im Leben. Und wo würden wir immer noch liegen, hätten wir niemals den Mut aufgebracht, wieder aufzustehen, dem Leben zu vertrauen und weiterzugehen?

Der innere Aufpasser lässt dich auf der Stelle treten

Wenn du stecken bleibst, dann ist der innere Aufpasser massiv am werkeln. Er kümmert sich um dich. Er möchte, dass es dir gut geht und dich vor Schmerz, Kummer und Misserfolg bewahren. Aus diesem Grund schickt er dir Ängste und Zweifel. Er selbst liegt am liebsten auf der Coach und genießt seine Ruhe. Er mag keine Veränderungen. Er hasst Aufbruch, Bewegung, Grenzüberschreitungen oder noch schlimmer, das Betreten von Neuland. Um dich daran zu hindert, hat er sich eine riesige Sammlung an Argumenten zusammengestellt, warum es für dich besser ist, in deiner Komfortzone zu bleiben. Jedes einzelne beginnt mit seinem mächtigsten Wort – aber.

Warum der innere Aufpasser eigentlich ein Netter ist

Klar ist, der innere Aufpasser (Ist der eigentlich immer männlich?) wirft dir für jede deiner gefundenen Lösungen noch unzählige Probleme vor die Füsse. Er schildert dir, warum es eine dumme Idee ist, deine Träume oder Projekte zu verwirklichen und malt düstere Bilder vom Untergang. Er ist nicht wirklich böse, will dich aber beschützen und zur Vorsicht mahnen. Er schöpft seine Bedenken aus deinen Lebenserfahrungen und legt dir das, was du noch nicht bearbeitet hast, wieder und wieder auf den Tisch.

  • Warum wehrst du dich dagegen, anzufangen oder weiterzugehen?
  • Welche Steine liegen im Weg, die du wegschaffen musst?
  • Warum traust du dich nicht, auf die nächste Entwicklungsstufe zu klettern?
  • Woher stammen deine Selbstzweifel?
  • Welche Hilfe brauchst du für den nächsten Schritt?
  • Warum hast du keine Zeit?
  • Was sind deine Glaubenssätze, die dich behindern?
  • Welche Ängste nehmen dir den Mut?
  • Wieso versteckst du dich hinter der Bewegungslosigkeit?

Deine Aufgabe ist, genau in dich hinein zu hören, um dort Antworten auf diese Fragen zu finden. Bearbeite deine Steine, ändere die Inschriften, gehe außen herum oder steige drüber weg. Hol dir Hilfe, wenn die nächste Stufe unüberwindlich hoch zu sein scheint (oder deine Beine zu kurz sind). Trau dich, jemanden um Unterstützung zu fragen. Es gibt sie, die Menschen, die schon da sind, wo du hinwillst. Gemeinsam macht es mehr Spaß und Fähigkeiten ergänzen sich. Einsam und allein zu werkeln ist keine Lösung, glaube es mir, ich habe darin Erfahrung, stecke sogar wieder mittendrin in so einer Phase. Stillstand – es bewegt sich nichts.

Das Schuhrakel hat mich gerade mächtig auf Trab gebracht

Aus einer Eingebung heraus bestellte ich mir das Schuhrakel von der Draufgängerin Birgit und Künstlerin Sabine Paul. Kennengelernt hatte ich es beim Treffen der BloggerInnen 50plus in München und dort auch gleich die allererste Karte gezogen.
Erfolge feiern
Formidabel und so passend: Ein frisch, frech, fröhlicher Erdbeerschuh lachte mir entgegen. Erfolge feiern lautete die Überschrift. Ja, das tue ich gerade hier, zusammen mit diesen wunderbaren Menschen. Nummeriert war die Karte mit 3. Welch eine magische Zahl, die mich an die drei Wünsche aus den Märchen erinnerte.

Nun lag mein eigenes Schuhrakel vor mir. Etwas komisch war es mir. Also, erst mal Karten mischen, verdeckt vor sich ausbreiten, tief Luft holen und dann ganz tapfer eine herausfischen und nachsehen, welchen Schuh ich mir anziehen sollte.

Auf der Karte Nr. 29 (2 + 9 = 11) sieht man ein paar ausgelatschte Arbeits- oder Wanderstiefel. Sofort purzelten Gedanken durch mein Gehirn: Ein weiter Weg liegt hinter mir. Unmengen von Erfahrungen, Ideen, Entscheidungen. Hinfallen und aufrichten. Weitergehen! Schmerzen. Ich kann nicht mehr.
Die Überschrift lautete: Unterstützung. Getroffen. Mein Schwachpunkt war es immer, um Hilfe zu bitten. Die musste man mir immer regelrecht aufdrängend, denn schließlich bin ich die „starke Frau, die alles fest im Griff hat“. Kann alles, mache alles, lasst mal gut sein, ich komme prima zurecht, geht schon. Das war heftig.
Wanderstiefel
Danach „harte Tage“, denn das Schuhrakel zeigte mir gleich zwei Mal elegante grüne Schuhe, dazu die Zahl der Wunder, die Nr. 7 und den Begriff Würde. Meine spontanen Assoziationen: Respekt, Werte, königliches Verhalten, Kopf hoch, innere Freiheit, Selbstachtung. Sich schön machen, selbst wenn man im Home office sitzt und mich niemand sieht, trägt es zu einer anderen „Haltung“ bei. Aufgerichtet durch das Leben wandeln. Und noch ein paar Verbindungen ploppen auf, doch die bleiben bei mir, schließlich braucht Frau ein paar Geheimnisse.
Sling grün
Und dann das: Strahlend blau sind sie, die High Heels im puscheligen Zottelfransenlook, tragen die Nr. 15 (1 + 5 = 6) und sind überschrieben mit Fülle. Boah, da rauschte gleich ein ganzer Katalog der Bedeutungen an mir vorbei. Fülle, die wünsche ich mir gleich als erstes jeden Morgen in allen meinen Lebensbereichen (oder ist es mehr eine Affirmation – eine positive Bewertung). Weiter ging es mit Reichtum, alles ist da, Schöpfung, Füllhorn, Glückseligkeit, Freude, Handlungsfähigkeit, Geborgenheit, sich selbst was Gutes tun, Liebe und unendlich viel mehr.
Die Fülle bot sich mir an diesem Abend beim Tanzen bis in die frühen Morgenstunden. Herrlich, wundervoll, losgelöst. Das solch ein plötzlicher Tanzmarathon nicht förderlich für die Muskeln war und sich am nächsten Tag durch eine gewisse Starre zeigte, ist völlig nebensächlich. Zuviel Fülle schafft eben auch Leiden. Trotzdem würde ich es sofort wieder tun.
Pumps
Am 5. Tag signalisierte mir die herausgefischte Karte meinen aber-Stein sehr deutlich.
Sie zeigt ein Paar schlichte schwarze Pumps wie du sie garantiert in jedem Schuhschrank einer Frau findest. Sie erregen keine Aufmerksamkeit (außer sie sind derart hochhackig, dass du kaum darin laufen kannst) und passen zu jeder Gelegenheit: zur Jeans, dem kleinen Schwarzen, zur eleganten Abendgarderobe und zum Business-Kostüm, zu Rock und Hose. Ein Schuh ohne Fehl und Tadel, sozusagen die siebenzipfelige eierlegende Wollmilchsau.

Dieses Schuhpaar hat genau die für mich passende Überschrift. In ihr sind meine Ängste, meine Ausreden, mein unüberwindlicher Berg, mein Staudamm, meine Mauern verborgen. Sichtbarkeit steht dort schwarz auf weiß, ergänzt durch die Zahl 36 (3 + 6 = 9). Um mich zu zeigen, muss ich meine Hürden überwinden, starre Glaubensmuster auflösen und den Sprung auf die nächste Ebene wagen. Endlich das tun, was bereits seit zwei Jahren im Kopf herumspukt, nach draußen will, was ich mit Tausenden von „aber“ festgehalten habe, weil . . .

  • es andere besser können
  • ich noch nicht gut genug bin
  • alles nicht perfekt ist
  • es technische Probleme geben wird
  • sowas noch nie gemacht habe
  • ich zu anderen Ideen Nein sagen muss
  • es im Haushalt und Garten viel zu tun gibt
  • es schief gehen könnte
  • ich meine Familie dann vernachlässige
  • keine Zeit habe
  • und, und, und

Die Reihe ließe sich endlos weiterführen, bringt aber nichts.
schwarze Pumps
Diese 5 Aussagen des Schuhmakels muss ich erst einmal verarbeiten. Ich glaube fest daran, dass sie eine Bedeutung für mich haben, selbst die Zahlen. In der nächsten Zeit werde ich mir jeden dieser 5 Schuhe anziehen und ein Stück darin laufen, stolzieren, wandeln, vagabundieren, schlendern, flanieren, kraftvoll auftreten oder leichtfüßig unterwegs sein, auf hohen Hacken oder platt auf der Erde. Zwischendurch immer wieder barfuß und draußen, um mich zu erden.

Ich lasse die Karten für sich und mich sprechen. Sie werden mich noch lange begleiten und mir genügend Stoff zum Nach-und Umdenken geben. Sie regen dazu an, alte Standpunkte zu verlassen, wieder in Bewegung zu kommen, sich was Gutes zu tun und sorgsam mit seinen Füßen umzugehen, denn sie sollen dich Jahrzehnte durch’s Leben tragen.
Im Begleitbuch findest du zu jeder Karte einen passenden Text mit Anregungen wie du auf 44 Wege in deine weibliche Kraft kommst.

Inspirierend, anregend, aufregend, weiblich – besonders empfehlenswert.

Zum Weiterlesen: High Heels – Am Ende kriege ich sie alle

Lass uns zusammen Leben – Lieben – Lachen
den Schuhschrank aufstocken
und in witzigen Schuhen bunte Sachen machen

Deine Elvira

 
Das Schuhrakel
„Wege in die weibliche Kraft“

44 Künstlerkarten mit Begleitbuch, 24,70 €
von Birgit Faschinger-Reitsam und Sabine Paul
Frauenschuh-Verlag (wie sonst), München
ISBN 978-3-9819238-0-3

4 Kommentare, sei der nächste!

  1. Ach Elvira, das hast du alles so gut erfasst und zu Papier gebracht, wie es uns allen manchmal geht und wir so manchen Stein überwinden, der uns auch mal im Schuh drückt. Lass uns weiter wandeln…
    Herzliche Grüße
    Geertje

  2. Liebe Elvira,
    Deinen Beitrag kann ich 1:1 unterschreiben, bis auf das Schuhrakel, denn das habe ich noch nicht. Auch ich tue mich wahnsinnig schwer um Hilfe zu bitten, andersherum bin ich immer da, wenn man mich braucht.
    Daran sollten wir beide arbeiten.
    LG Karin

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