Welch verführerischer Gedanke, so richtig resilient zu sein. Stell dir vor, rundherum tobt das Chaos und du bleibst völlig gelassen. Ungelöste Probleme? Gibt es nicht, schließlich bist du ein lösungsorientierter Mensch. Rückschläge werden begrüßt, Veränderungen akzeptiert, denn daraus lernst du und sie bieten dir Wachstumschancen. Schlechte Nachrichten perlen an dir ab, schließlich bist du ein Berufsoptimist. Bei Krisen vertraust du darauf, dass sie befristet sind und selbstverständlich wieder bessere Zeiten kommen. Schön wäre es.
Was gehört zum resilient sein?
Im 1. Teil hattest du bereits einige Punkte kennengelernt, mit denen sich die Schwierigkeiten im Leben besser meistern lassen. Dazu gehörten:
Selbstreflexion als Wachstumschance begreifen
Veränderungen akzeptieren
Krisen als beherrschbar anzusehen
den Überblick bewahren
Aktiv werden und handeln
Das sind aber noch nicht alle. Hier sind die Punkt 6 – 10, damit du zukünftig wie ein Fels in der Brandung stehst, während die Probleme über dich hinweg schwappen.
6. zielorientiert agieren
Heute sollen Ziele SMART (spezifisch, messbar, attraktiv, realisierbar und terminiert) sein. Mir haben „Berater“ während meiner Selbstständigkeit eingehämmert, dass Ziele groß sein müssen, riesengroß, möglichst unerreichbar. Das sollte mich motivieren. Das Gegenteil war der Fall. Es war purer Stress gepaart mit Unzufriedenheit. Ja, es gab beglückende Erfolgserlebnisse, doch es ging auch viel daneben. Mein Selbstvertrauen bekam jedes Mal einen gehörigen Dämpfer und schlich sich schließlich ganz heimlich davon.
„Ideale sind wie Sterne.
Man kann sie nicht erreichen,
aber man kann sich an ihnen orientieren“
(Carl Schurz)
Die großen langfristigen Überfliegerpläne habe ich endgültig zu den Akten gelegt. Hat das vielleicht etwas mit Lebenserfahrung oder sogar dem Alter zu tun? Ich mag nicht mehr konsequent das eine einzige Ziel verfolgen, sondern vom großen Büffet der Möglichkeiten naschen. Träume heißen meine Pläne und die Sehnsucht legt mir den Weg vor die Füße. Doch sie dürfen auch zerplatzen wie Seifenblasen, wenn die Umleitung verführerischer erscheint.
Ziele nach dem Mond.
Selbst wenn du ihn verfehlst,
wirst du zwischen den Sternen landen.
(Friedrich Nietzsche)
Resilient bist du, wenn du es schaffst, flexibel auf Ereignisse zu reagieren. Dich plagen Ängste, weil dein Ziel unerreichbar erscheint. Mach einfach den nächsten kleinen Schritt. (Habe ich beim Pilgern gelernt) Wenn eine Sache schief geht, versuche was anderes. Du hast eine Niederlage erlitten? Das nächste Mal klappt es besser. Du erkennst, dass sich dein Ziel für dich nicht mehr richtig anfühlt? Schau mal nach, was Plan B zu bieten hat.
„Leben ist das, was passiert,
während du beschäftigt bist,
andere Pläne zu machen“
(John Lennon)
7. ein positives Selbstbild fördern
Der Glaube kann Berge versetzen, heißt es. Vertraue darauf, dass du genau die Fähigkeiten besitzt, die zur Lösung deines Problems nötig sind.
Sei nett zu deinem Körper. Akzeptiere Dich so wie du bist, denn du bist einzigartig. Wie langweilig ist eine makellose Schönheit.
Schätze deine Stärken, gehe wohlwollend mit deinen Schwächen um und übe dich in Gelassenheit.
Sprich liebevoll mit dir selbst. Gib dem inneren Kritiker Raum, doch nicht zuviel. Weise ihn rechtzeitig wieder in seine Schranken.
Stehe zu deinen Gefühlen. Beschönige nichts. Es darf dir auch mal schlecht gehen. Nimm Hilfe an, damit du nicht in Ängsten, Kummer und Leid stecken bleibst.
Nimm wahr, was dir gut tut, welche Menschen, Atmosphäre und Umgebung. Unternimm was und habe Spaß mit deinen Freunden.
8. auf sich achten, Selbstfürsorge betreiben
Wenn der Körper gesund, der Geist vor Vergnügen Purzelbäume schlägt und die Seele auf rosaroten Wolken dahinschwebt, geht es uns prima.
Ehrlich, die meiste Zeit erreiche ich diesen optimalen Zustand nicht. Im Gegenteil, im Alltag vergesse ich sehr schnell, was mir gut tut. Da hilft alles Wissen um Ernährung nichts. Unter dem Deckmantel, dass ich keine Zeit habe, greife ich zur leckeren Fertigpizza. Ausnahmsweise. Das ist die Chance für Mieselprime, eine meiner inneren Bewohnerinnen.Mit der Bemerkung: „Ach, du hast heute Nacht so schlecht geschlafen, lass das mit dem Spaziergang“, sabotiert sie mein morgendliches Bewegungsprogramm. Gerne lasse ich mich überreden. Es ist ja nur dieses eine Mal. (Allerdings werden daraus sehr schnell zwei und mehrere Male, manchmal auch immer)
Sei nicht zu hart zu dir selbst. Vergiss Crash-Diäten oder das volle Sportprogramm. Es genügt, wenn du dich regelmäßig bewegst und auf dein Wohlfühlgewicht achtest. (Das Gewicht, mit dem du dich rundum zufrieden und pudelwohl fühlst – kein Übergewicht haben)
Ein Gesundheitscheck gehört zur Selbstfürsorge genauso dazu wie lebenslanges Lernen, Entspannung und sehr wichtig: ein mutiger ehrlicher Blick auf den Umgang mit den Drogen unserer Gesellschaft. Neben Alkohol und Nikotin sind das Zucker, Medikamente (frei verkäufliche Schmerz-, Schlaf- und sonstige Hilfsmittelchen), Internet- und Fernsehgebrauch als auch Kaufverhalten.
Kümmere dich gut um deine Bedürfnisse. Wenn du an einer Stelle etwas verändern willst, gönne dir viel Zeit dafür. 66 Tage brauchst es, um alte Gewohnheiten durch neue zu ersetzen. Mach langsam, sei beharrlich und hole dir idealerweise Hilfe.
Experimentier ruhig ein wenig herum bis du das Passende gefunden hast.
9. optimistisch bleiben
Es gibt Menschen, die sich ständig sorgen, was alles schief gehen kann. In jeder gefundenen Lösung für eine Herausforderung sehen diese Berufspessimisten weitere Probleme. Sie malen sich Horrorszenarien aus oder suchen zumindest das Haar in der Suppe. Kennst du solche Menschen? Ich schon.
„Ich hatte mein ganzes Leben
viele Probleme und Sorgen.
Die Meisten davon sind
niemals eingetreten“
(Mark Twain)
Zugegeben, es ist gar nicht so leicht optimistisch zu bleiben, wenn ringsherum die Welt zerbröselt. Doch es macht einen Unterschied wie du Situationen beurteilst.
Optimisten glauben daran, dass ein negatives Ereignis zeitlich begrenzt ist. Sie sehen sich nicht als Alleinschuldige und unterlassen Selbstanklagen. Sie begrenzen ihre Niederlagen oder Konflikte auf den Bereich ihres Lebens, in dem diese stattfinden. Kurz, ein Optimist versucht zwischen den schlechten das gute Körnchen zu finden oder auch die erste von vielen Stufen, die aus dem Tal der Tränen herausführen. Dazu sucht er sich Hilfe und nimmt jede Unterstützung an, die ihm geboten wird.
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10. Netzwerke bilden und soziale Unterstützung holen
Gute Beziehungen und ein soziales Netzwerk bereichern zu allen Zeiten das Leben. Es ist schön mit anderen zusammenzuarbeiten, sich gegenseitig zu unterstützen oder zu helfen. Eine sichere Bindung innerhalb von Familie oder einer Gemeinschaft, ein einziger verlässlicher Mensch, die gute Freundin oder von dir bezahlte professionelle Hilfe können in Krisenzeiten überlebenswichtig werden.
Pflege und hege deine Beziehungen. Umgib dich mit Menschen, die die gleichen Werte wie du besitzen (die sind auch bei den Querdenkern in deinem Bekanntenkreis vorhanden). Zu einem guten freundschaftlichen Fundament zählen außerdem noch faires Verhalten, Großzügigkeit, die Balance von Geben und Nehmen, respektvolles Miteinander, Vertrauen, Empathie und jede Menge Humor und Lachen.
Ach ja: Stelle deine Beziehungen immer wieder auf den Prüfstand und sortiere konsequent die Angehörigen oder Freunde aus, die nicht (mehr) zu dir passen, selbst wenn es schmerzt. Menschen ändern sich mit der Zeit. Du ja hoffentlich auch und das ist gut so.
Werde ich resilient geboren?
Resilienz wird dir nicht in die Wiege gelegt, doch du kannst sie jederzeit erlernen. Meist geschieht das nebenbei durch die im Lauf deines Lebens gewonnenen Erfahrungen. Wenn du dich allerdings nicht von Schwierigkeiten überrumpeln lassen willst, ist freiwilliges Üben sinnvoll.
Resilienter werden mit diesen 2 sofort umsetzbaren Vorschlägen
Eine Sammelkiste schöner Momente
Dort hinein werfe ich alles, was mich bereichert. Nicht jeden Tag sondern so wie die guten Augenblicke bei mir vorbeispazieren. Ich habe sie mal für dich geöffnet. Ein Dankeschön-Brief, Kristalle, eine Geburtstagseinladung, die Happy-Postkarte, der Quedlinburg-Stadtplan, Hochzeitsfotos, Aladin, ein Tannenzapfen, Zitat-, Inspirations-, Dankbarkeitszettelchen und noch viel mehr kommen zum Vorschein – mein Schatz, um dunkle Tage zu überwinden. Spätestens nach Weihnachten sehe ich mir alles an und schwelge in den wunderbaren Erinnerungen eines ganzen Jahres.
Ein Spaziergang in der Natur
und dabei die Kostbarkeiten am Wegesrand wahrnehmen. Das gelingt mir ganz wunderbar, seitdem ich den Fotoapparat mitnehme. Ich sehe seitdem viel mehr, vor allem winzige Details. Probiere es mal aus.
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Resilienz ist kein Allheilmittel für Krisen, doch in Extremsituationen wie auch im ganz normalen Leben sicher von Vorteil. Resilient zu sein bedeutet ebenfalls nicht, alles durch die rosarote Brille zu sehen, sich irgendwie zu arrangieren oder gleichgültig auf die Probleme seines Lebens zu reagieren, sondern sie anzupacken, sich zu wehren oder kreative Lösungen zu finden.
Wie steht es um deinen Optimismus. Durch welche Lebensaufgaben hast du gelernt, an welchen Widrigkeiten bist du gewachsen? Magst du ein wenig davon erzählen? Schreib mir einfach einen Kommentar. Ich freue mich darauf und so mancher Leserin hilft es weiter. Danke.
Lass uns zusammen Leben – Lieben – Lachen
an unseren Aufgaben wachsen
und bunte Sachen machen
Deine Elvira