Meine Überschrift für das Jahr 2017 heißt Demut. Ich will sie nicht und dachte mir, am besten einfach ignorieren, verdrängen, zur Tagesordnung übergehen. Da hatte ich die Rechnung aber ohne den Wirt gemacht, wie es so schön heißt. Fast zwei Monate ist es mir geglückt, dann hat sie sich mit einem Paukenschlag in Erinnerung gebracht.
Es ist schwierig mit der Demut
Das Motto hat sich nicht nur in meinen Kopf und dessen Gedanken eingenistet sondern beansprucht auch meinen Körper. Es zwingt sich mir auf und ergreift Besitz von mir. Wahrscheinlich ist die Demut deshalb so präsent, weil sich alles in mir nach wie vor gegen sie wehrt. Viele Menschen haben mir nach meinem Artikel im Dezember geschrieben, haben mir Mut gemacht, Empfehlungen und Tipps gegeben sowie Kommentare hinterlassen und ihre eigenen Erfahrungen mit dem Thema geschildert. Danke für die lieben wohlmeinenden Bemühungen. Ja, ich habe sie zur Kenntnis genommen, doch es nach wie vor nicht gewagt, mich damit auseinanderzusetzen, sie tiefer eindringen zu lassen – kurz: sie anzunehmen.
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Demut ist ein hartnäckiges Geschöpf
Seit Dezember hat mich die Demut ziemlich fest im Griff. Das Wort begleitet mich, sein tieferer Sinn verwirrt mich, schüttelt mich durch, legt mich lahm und lässt mich Innenschau halten. Alle meine Macken breitet sie vor mir aus, damit ich sie ansehe. Sie ist dabei nicht zimperlich oder gar rücksichtsvoll wie es sich für eine Demut gehört. Nein, sie schlägt richtig zu. Sie bedient sich anderer Personen, damit die mir meine Ecken und Kanten unter die Nase reiben. Sie hetzt alle Keime und Bakterien auf mich, damit ich krank darniederliege und Ruhe zum Nachdenken habe, und das zu einer gänzlich unpassenden Zeit. Sie kriecht durch mein Gehirn und blockiert es, damit sich zum Jahreswechsel keine neuen Wünsche und Träume darin festsetzen können.
Ist Demut die Gefährtin von Loslassen und Vertrauen?
Noch nicht ganz demütig liege ich hier herum: schachmatt. Jeder einzelne Knochen in meinem Körper macht sich bemerkbar plus eine enorme Müdigkeit legen mich lahm. Sonst keine weiteren seltsamen Krankheitsanzeichen. 48 Stunden Sofa- bzw. Bettruhe. Nichtstun, wirklich gar- und überhaupt nichts, nur schlafen, schlafen, schlafen. Wohlgemerkt, es ist 5 Tage vor Weihnachten, doch das berührt mich nicht. Selbst der Gedanke an die Vorbereitungen für Weihnachten lässt mich kalt. Ich will nur schlafen. Sonst nichts.
Gelernt: Ich muss nicht immer alles selbst tun. Ich darf abgeben, mal andere Menschen ans Steuer lassen und darauf vertrauen, dass ihnen alles bestens gelingt. Und, oh Wunder, so war es dann auch.
Begreifen, dass ich mit meinen Händen nicht zugreifen kann
Das neue Jahr beginnt. Gut gelaunt und voller Schaffenskraft will ich mich nach dieser langen Ruhephase hineinstürzen.
Denkste, von jetzt auf gleich überfiel mich das nächste seltsame Wehwehchen, besser gesagt: ein sehr großes Weh. Eine Nagelbettentzündung ist was ganz ganz Fieses. Der rechte Daumen klopfte und pochte. Jede Berührung, selbst die Winzigste, ließ mich vor Schmerz aufjaulen und die Wände hochgehen. Erledige ich eben alles „mit links“, dachte ich mir. Das ist gleichzeitig Fitness für das Gehirn, wenn auch unfreiwillig.
Doch da hatte ich die Rechnung ohne mein Demutsengelchen gemacht. Wer so schwer von Begriff ist, erhält eine Zusatzlektion, die sich gewaschen hat. Von wegen „Aktivitäten mit links erledigen“. Nur 3 Tage später setzte das gleiche Weh meinen linken Zeigefinger außer Gefecht. Unbegreiflich. An Zupacken war nicht mehr zu denken.
Da saß ich nun herum mit zwei verbundenen Fingern und der Furcht, dass mich irgendeine außerirdische geheimnisvolle Kraft beherrscht. Schreiben war nicht drin, ich bin Rechtshänderin. Tippen ebenfalls nicht, denn immer wieder benutzte ich versehentlich die pochenden Finger. Lesen. Ja, das ging einigermaßen. Selbst Spazierengehen wurde zur Qual. Die eisige Kälte stach wie mit Nadeln in meine Fingerkuppen.
Gelernt: Mit Geduld abwarten, dabei gelassen bleiben und darauf vertrauen, dass sich der Weg zeigt und alles, was ich brauche zur richtigen Zeit vorhanden ist. Und ich durfte erfahren, dass man auch mit einem Viertel Einsatz, unendlich kleinen Schritten und der konsequenten Trennung von Tätigkeiten in „wichtig“ und „kann liegen bleiben“, ungeheuer viel schafft.
Umschalten: von schnell, schnell auf langsam
Von meinem Lieblingswort Zack zu schnell ist es nur einen Katzensprung. Ich gebrauche sehr oft das Wort „schnell“: Mal schnell etwas tun, mal schnell etwas ändern, mal schnell irgendwas – auf jeden Fall soll es schnell gehen. Mein schnelles Handeln führt oft zu Irritationen bei meinen Mitmenschen, weil ich sie vor vollendete Tatsachen stelle und sie sich übergangen fühlen.
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Gelernt: Aufgrund meiner lädierten Finger musste ich mich viel mehr mit Menschen austauschen. Dazu gehört: den derzeitigen Status Quo anzuerkennen, mich weniger einzumischen, Menschen nicht ins Wort zu fallen und sie ausreden lassen, ihnen nicht schon Lösungen zu präsentieren bevor sie ihr Problem fertig geschildert haben.
In dieser Zeit der Zipperleins und der Zeit der Raunächte musste ich lernen, langsamer zu werden sowie achtsam mit mir und meiner Gesundheit umzugehen. Es war eine Periode, in der ich Verantwortung auf andere Schultern geladen und ausgeruht habe, in der alle Tätigkeiten in Zeitlupe geschahen. Ich habe zuerst Gedanken und nachdem es mir besser ging, auch Krempel losgelassen und ausgemistet. Und hinterher fühlte ich mich um ein Vielfaches leichter, der Druck auf mich selbst und der Anspruch auf Perfektion ließen nach.
Ja, und immer wieder stellte sich mir die Frage, will mir da „ein Jemand“ mit der Brechzange mein Jahresmotto beibiegen. Haben diese seltsamen aufeinanderfolgenden Zipperleins was zu bedeuten. Spricht meine Seele über meinen Körper zu mir? Hat es überhaupt was mit „Demut“ oder „demütig sein“ zu tun oder spinne ich mir da was zurecht. Ist es vielleicht einfach nur das Alter? Es sind viele Fragen, auf die ich keine Antworten habe. Doch das Jahr der Demut hat gerade begonnen und ich habe noch über 300 Tage Zeit, darüber nachzusinnen.
Nach meinem Blogartikel über mein Jahresmotto gab schon wertvolle Hinweise und mutmachenden Zuspruch, wofür ich mich hier bedanke. Ich freue mich weiter über jede Anmerkung und Unterstützung, denn das Thema ist wirklich eine Herzensangelegenheit geworden, die mich festhält und mit der ich mich auseinandersetzen möchte.
Also – hast du in dieser Richtung Erfahrungen gesammelt, dann schreibe mir doch bitte. Einfach hier unten in die Kommentare oder unter „Kontakt“. Danke.
Lass uns zusammen Leben – Lieben – Lachen
und lauter bunte Sachen machen
Elvira
PS: Ich bin sicher, das ist nicht der letzte Artikel, den es zu diesem Thema gab und nach wie vor löst ein Wehwehchen das Andere ab. Meine Tochter blickt mich mißtrauisch an und fragt, was mit meinem Immunsystem los sei. Keine Ahnung.
Liebe Elvira,
was hast Du wieder ein Thema – und das am frühen morgen.
Da rauchen die grauen Zellen.
Bin ich demu(ü) tig ? Sicher !
Aber woran merke ich es ?
Werde mich heute damit beschäftigen
Wünsche Dir einen „demütigen Tag !
liebe Grüße – Christian