Mein Lieblingswort und was es alles über mich verrät

Hast du ein Lieblingswort? Manchmal bemerkst du es überhaupt nicht, obwohl du es irrsinnig oft verwendest. Es versteckt sich zwischen deinen anderen Worten, dem was du sagst, was du kommunizierst. Du verwendest es unbewusst, ohne Nachzudenken. Dein Lieblingswort verrät viel über deine Persönlichkeit, wie du Dinge handhabst, welche Eigenschaften und Einstellungen du besitzt. Dein Lieblingswort verrät dich.

Mein Lieblingswort, das unbekannte Wesen

Ich war völlig perplex als meine Besucherin nachfragte, was das Wort „Zack“ bedeutet. Sie, die aus Brasilien für ein paar Tage angereist war, mit der ich mich in Englisch unterhielt, wollte es genau wissen. Ich starrte sie mit großen Augen an, fragte wieso und warum sie auf solch ein Wort käme? „Weil du es immer verwendest und deine Kinder auch“, war ihre Antwort. Erstarren. Schweigen.

Ein Wort nimmt mich in Besitz

Es wäre einfach gewesen, ihr die Bedeutung dieses Wortes zu übersetzen, wenn es nicht tiefer gegangen wäre. In das Schweigen hinein grummelte mein Magen und schickte eine Anfrage zum oberen Stübchen, warum, wieso und seit wann ich viele meiner Handlungen mit „Zack“ begleite. Was sagt der ständige Gebrauch dieses Wortes über mich aus? Was verrät es über mein Denken und Fühlen? Wann hat es von mir Besitz ergriffen?

Welche Rolle spielt mein Lieblingswort

Ein unbewusstes Lieblingswort braucht Aufmerksamkeit, nur so kannst du es aufspüren. In meinem Fall gehe ich in mein Kopfkino und sehe nach, welche Bilder auftauchen bei dem Wort.

Zack ist impulsiv, sind rasende Handlungen, kurze Sequenzen, schnelle Reaktionen ohne lange Überlegung, hektisches Treiben, ein Blitz, ein Startknopf, Ruhelosigkeit. Das Wort fühlt sich an wie ein Schnitt in der Haut. Es schmerzt. Die Muskeln sind angespannt. Auf der anderen Seite nutzt es Chancen, ist aktiv und voller Leichtigkeit. Glücksgefühle.

Zack und meine Erkenntnisse daraus

Kann man vom Sprachgebrauch auf Verhalten schließen? Das war in meinem Fall ziemlich einfach. Zack ist der Startschuss zu meinen Aktivitäten, die nebenbei erledigt werden können. Es wird nie bei großen umfangreichen Projekten benutzt, die mehr Zeit bedürfen.

Da liegt nun dieses Wort vor mir ausgebreitet. Ich schaue darauf und sehe mich mit anderen Augen. Obwohl äußerlich ruhig und gelassen, bin ich innerlich anscheinend in Eile. Zack treibt mich an, verdeutlicht meinem Gegenüber, dass die Sache einfach ist und nicht so komplex wie er vielleicht denkt. Zack heißt, nicht lange überlegen sondern tun. Zack zeugt von wenig Geduld und Vorurteilen, denn bevor ich jemand etwas lange erkläre, mache ich es besser selbst. Zack verdrängt somit mein Vertrauen in die Leistung anderer Menschen.

Lieblingswörter sind Verräter

Natürlich ist klar, dass die Sprache viel über einen Menschen aussagt, ebenso wie dessen Gestik und Mimik. Ohne es zu wollen, geben Worte viel von uns preis, mehr als wir denken. Nehmen wir nur einmal unseren Dialekt, der sich nie richtig verbergen lässt. Aufgrund einer kurzen Textpassage kann man uns sofort einer Region zuordnen: Sachsen, Rheinländer, aus dem hohen Norden, Bayern, Südhessen, sind die Prägnantesten, die mir gerade einfallen.

Die Umgangssprache, der Volksmund oder das Reden wie dir der Schnabel gewachsen ist sowie deine Sprachmelodie, lässt weitere Rückschlüsse auf Bildung, soziale Schicht sowie regionale Eigenheiten zu. Und der Gebrauch von deinen Lieblingswörtern lässt sogar auf deine persönlichen Gefühle, Eigenschaften und wie du in die Welt hineinsiehst, schließen. Bist du ein Glückskind oder eher ein Griesgram, positiv oder negativ, lösungsorientiert oder problembehaftet.

Ich kenne dich, weiß wie du tickst

Wir können an unserem Sprachgebrauch feilen, uns Worte an- oder abtrainieren, uns rhetorisch auf Vordermann bringen bis alles zu der Person, die wir gerne sein oder darstellen wollen, passt. Menschen können wir damit eine Zeit lang täuschen.

Doch es sind nicht die großen Worte sondern die Unscheinbaren, die winzig Kleinen, die verraten, wer du wirklich bist und wie du tickst. Sie lassen sich nicht von dir manipulieren. Sie zerren die Maske von deinem Gesicht und blicken hinter die Verkleidung. Unsere Verwendung von Artikeln, Pronomen, Konjunktionen, Zahl- und Füllwörtern holt ans Tageslicht, was wir gerne verstecken würden.

Der Sozialpsychologe James W. Pennebaker von der Universität Texas in Austin und seine Kollegen haben ein Computerprogramm entwickelt. Es nennt sich LIWC, auch „Luke“ genannt. Seine einzige Aufgabe ist, Geschriebenes und Gesprochenes nach diesen kleinen und doch so aussagekräftigen Worten zu durchsuchen, sie zu zählen und letztendlich daraus ein Personenprofil zu erstellen. Und weil Pennebaker damit bei seinen Traumapatienten zu faszinierenden Erkenntnissen kam, ist es logisch, dass sich der „kleine Luke“ bestens entwickelte. Er wurde groß und größer. Um sein Wissen reißen sich inzwischen Firmen sowie andere Organisationen. Und die nächste Generation gedeiht auf deutschem Boden. „Psyware“, ein Start-up-Unternehmen wächst, blüht und gedeiht.

Magisch oder unheimlich und gruselig

„Ich liebe Wortspielereien, denn Wörter sind die wahre Magie“, sagt der große Zauberer Dumbledore sinngemäß zu Harry Potter. Ja, es ist wohl magisch zu nennen, wenn aus ein paar geäußerten Worten plus einer Computeranalyse der Mensch aus Fleisch und Blut zu einer gläsernen Figur wird.

Unheimlich ist es, wenn fremde Menschen oder Institutionen tief ins Innere einer Person blicken können und Eigenschaften zutage fördern, die ihr vielleicht bis dato selbst unbekannt waren.

Gruselig, wenn wir weiterdenken und überlegen, wer diese Daten benutzen wird und zu welchen Zwecken.

Ich stelle mir gerade vor, was dieser Artikel alles über mich aussagt, sollte er analysiert werden. Nachdem wir durch den täglichen Gebrauch von Handy, Navi, Kreditkarte usw. permanent unsere Spuren im Universum hinterlassen, sind wir jetzt noch durchsichtiger geworden, noch manipulierbarer, stehen nicht nur völlig nackt da sondern noch schlimmer: Unser innerstes Wesen wird von einem Computer nach außen gekehrt.

Wie harmlos ist dagegen mein Lieblingswort Zack, gänzlich unbedeutend.

Gibt es auch Wörter, die du bewusst oder unbewusst einsetzt? Welche verwendest du gerne. Bei mir ist es noch schnell, das kommt Zack sehr nahe. Und ich mag die Worte wundervoll oder wunderbar, schön, grandios, bestens, Lebensfreude und Sonnenschein.

Lass uns zusammen Leben – Lieben – Lachen
und bunte Sachen machen

Deine Elvira

9 Kommentare, sei der nächste!

  1. Sehr amüsant Elvira.
    Ich verwende oft „passt schon“. Das kann heißen es ist in Ordnung – aber auch“ laß mich in Ruhe, ich kümmere mich selber darum“. Dabei kommt es auf den Tonfall an.
    Lg. Gabi von lovemylife.

  2. Liebe Elvira,

    irgendwie weiß ich das gar nicht so genau. Aber es könnte schon irgendwie sein, dass sich so ein Wörtchen irgendwie bei mir eingeschlichen hat…
    Kann man sicher irgendwie rausfinden. ?

    Irgendwie ganz liebe Grüße,
    Barbara

    1. Liebe Barbara,
      es gibt mit Sicherheit „irgendwie“ solch ein Wort. Am besten kann es dir jemand sagen, der irgendwie zum 1. Mal mit dir zusammen ist, alle anderen bemerken es irgendwie nicht.

      Herzliche Irgendwie-Grüße
      Elvira

  3. Zack!! Da bin ich. Hoffentlich hast du dich jetzt nicht erschreckt ?
    Zack finde ich klasse und deinen Artikel auch!
    Meine Mutter sagte mir mal, ich würde oft „super“ sagen und das fände sie super ☺
    Wunderschön benutze ich. Und oft, was ich mir vielleicht etwas abgewöhnen möchte: alles gut. Schaun wir mal wie’s weitergeht mit uns Wortakrobaten. Schneeige abtauende Grüße von Geertje

    1. Vor „Zack“ erschrecke ich mich nicht. Alles gut – gebrauche ich oft, um die Enkel zu trösten, jedoch mehr in die Zukunft schauend: alles wird gut. Und wenn es dann nur das meiste ist, reicht es ja auch.

      Liebe Grüße aus dem nordhessischen Schneematsch
      Elvira

      1. Wieder mal auf den Punkt gebracht, hast du es, liebe Elvira. Ich habe gerade herzhaft gelacht!
        Hier schneit es immer noch….und morgen wartet Julius auf mich. Ca eine Stunde Fahrt, hoffentlich wird es besser. Er möchte mit mir übermorgen im Kindergarten eine Malgeschichte erstellen. LG

  4. Toll – das Wort „zack“.
    Ich verwende es sehr oft in Steigerung: „zach-zack“
    es hat sich einfach so eingeprägt wenn etwas schnell gehen soll.
    Nur – man kann sich damit auch unbeliebt machen !
    Mein „Goldschatz“ droht mir jedes mal, die Scheidung auf den Tisch zu legen.
    Siehste – so ist das mit meinem „Wort des Jahres“

    Liebe Grüße

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