Noch einmal ist alles offen – Das Geschenk des Älterwerdens

Der Untertitel lautet „Das Geschenk des Älterwerdens“ und für Geschenke bin ich immer zu haben. Und dann der Titel „Noch einmal ist alles offen“. Schließe einmal kurz die Augen und lass beide auf dich wirken. Sie klingen derart verheißungsvoll, dass ich das Buch von Cornelia Coenen-Marx sofort nach dessen Erscheinen gekauft habe. Und ich nehme es gleich vorweg, der Inhalt hält, was der Titel verspricht.

Von wegen alt und zu nichts mehr nutze

Frau Coenen-Marx zeigt in ihrem Buch eine Vielzahl von Chancen und Möglichkeiten auf, wie sich das Leben jenseits von Ruhestand gestalten lässt. Sie räumt auf mit dem Vorurteil, dass alte Menschen überflüssig und unsichtbar sind, nicht mehr gebraucht werden oder sogar der nachfolgenden Generation was wegnehmen. Dabei bietet sie keine fertigen Rezepte zum Nachmachen an sondern einen großen Korb mit den verschiedensten Zutaten, aus dem sich Jeder herauspicken kann, was ihm schmeckt. Darin enthalten sind: neue Lebensformen ausloten, sich mit Klimawandel oder Naturzerstörung auseinandersetzen, die losen Fäden zwischen den Generationen verknüpfen, Entscheidungen treffen, was die eigene Vorsorge und vielleicht Pflegebedürftigkeit betrifft, sich in Ehrenämtern engagieren oder als Mentoren tätig werden, um nur einige Beispiele zu nennen.

Nichts müssen – alles können

Besonders gefallen hat mir, dass es die Autorin nicht nur bei theoretischen Ansätzen belässt. Sie schildert auch immer wieder Begebenheiten aus der Praxis oder erzählt aus ihrem eigenen Leben, in dem sie nach einem langen Krankenhausaufenthalt vieles verändert, alte Abläufe losgelassen und neue Strukturen geschaffen hat.

Es ist ein Privileg des Alters, dass wir unsere Träume endlich realisieren können, losgelöst von Druck und Erwartungshaltungen, denn wir müssen damit nicht mehr unseren Lebensunterhalt verdienen, schreibt sie. An anderer Stelle heißt es: „Die Frage, was will ich im Leben noch tun, gewinnt eine ganz neue Dimension und Qualität.“ Der inneren Stimme lauschen, der Sehnsucht nach einem Neuanfang nachgeben und sich auf den Weg machen mit dem Wissen, dass man seinen lebenslang erworbenen Fähigkeiten vertrauen kann, hat etwas Verheißungsvolles. Hilfreich ist dabei, dass es nicht die ferne Zukunft ist, für die wir Alten planen müssen, sondern ein überschaubarer Zeitraum.

Irgendwie wärmen mich diese Sätze von innen. Und da ich mich gerade mitten im dritten Viertel meines Lebens befinde, ist es umso schöner, solche mutmachenden Zeilen zu lesen. Freiheiten zu entdecken, die ich vorher nie registriert habe und nichts müssen, aber alles können sind ebenfalls wunderbare Denkanstöße.

Im Labyrinth der Sozialsysteme

„Noch einmal ist alles offen“ ist ein Buch, welches Wege aufzeigen will, was im Alter alles möglich ist, doch Cornelia Coenen-Marx legt auch den Finger in die Wunde längst überholter Sozialsysteme. Sie fordert,

  • dass Pflege und Fürsorge nicht länger nur Frauensache sein darf mit allen damit verbundenen Nachteilen,
  • dass es nicht länger hinzunehmen ist, wenn Alte aus Kostengründen als geballte Masse in Heimen untergebracht werden,
  • dass ein Umdenken stattfinden muss, was die finanzielle Unterstützung von begleitenden Angehörigen oder Freunden betrifft,
  • dass eine Verzahnung von Schulen, Seniorenzentren und Tageseinrichtungen wünschenswert ist,
  • dass neue Wohnformen geplant und erprobt werden, wo jung und alt zusammen leben und sich gegenseitig unterstützen,
  • dass „sorgende Gemeinschaften“ unerlässlich sind, weil sich die demographische Altersstruktur rapide wandelt,
  • dass in Zeiten kleinerer Renten über eine Vergütung ehrenamtlich tätiger Menschen nachgedacht wird.

Doch sie fordert nicht nur, sondern hat auch Vorschläge und Lösungen parat, wie gelingendes Altern aussehen kann, wenn Politik, Interessenvertretungen, Arbeitgeber, soziale Verbände sowie die Institution Kirche gemeinsam an neuen Ideen arbeiten.

Noch einmal ist alles offen

Das Buch von Cornelia Coenen-Marx inspiriert, regt zum Nachdenken an, ist aufrüttelnd, macht Mut, ist voller Verheißungen und Energie. Am Ende war mir nach in die Hände klatschen und einem „Ja, dann wollen wir mal Loslegen“-Ausruf. Ich fühle mich reich beschenkt und lege dir das Buch sehr ans Herz. Es ist absolut empfehlenswert.


Mit einem Klick auf das Bild kannst du das Buch bestellen

Noch einmal ist alles offen
Kösel-Verlag (25. April 2017)
ISBN-10: 3466371821
ISBN-13: 978-3466371822
broschiert: 17,99 € / Kindle: 13,99 €

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Elvira

Hier geht es zum Blog „Seele und Sorge“ von Cornelia Coenen-Marx

Möchtest du mehr lesen?
Hier hat Maria Almana vom „Unruhewerk“ eine Rezension geschrieben und
hier hat Petra Schuseil vom „wesentlich-werden-Blog“ darüber berichtet

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