Darf man ein Versprechen brechen? Und wenn Ja, warum?

Wie fühlt es sich an, wenn man ein Versprechen nicht einlösen kann oder will? Darf man es dann einfach brechen? Versprechen ist ja ein doppeldeutiger Begriff, ein Teekesselchen (falls du das Ratespiel kennst). Es kann leicht wie eine Feder sein oder schwer wie Blei, je nach Bedeutung oder den Umständen, unter denen es zustande kam.

Versprecher sind kein Versprechen

Wer kennt sie nicht, die Versprecher bei der Tagesschau oder bei Moderatoren, die für Heiterkeitsanfälle im Publikum sorgen. Mir passiert es hin und wieder, dass ich mich verspreche, weil mein Gehirn manchmal schneller denkt, als ich die Worte aussprechen kann. Dann verhaspele ich mich, versuche zu korrigieren und mache damit alles nur noch schlimmer. Über dieses Versprechen lachen sich alle meistens kaputt. Beim Freudschen Versprecher vermuten wir sogar geheime Gedanken, sorgsam gehütet und versteckt, die plötzlich durch das Versprechen ans Tageslicht kommen.

Ein Versprechen muss man halten! Immer?

Einem Anderen gegenüber etwas versprechen, ist für mich eine Zusage, eine Verpflichtung, die ich einlösen muss. Da gibt es kein Wenn und Aber oder Vielleicht. Aus diesem Grund gehe ich sehr sehr vorsichtig damit um, meine LeserInnen übrigens auch.

Manchmal wird das Versprechen auch definiert als Verpflichtung, von der man „glaubt, sie halten zu können“. Wie windelweich ist das denn, wieviel Zweifel steckt da drin? Das ist nichts Halbes und nichts Ganzes.

Und dann gibt es noch die Aussagen, bei denen das Blaue vom Himmel herunter versprochen wird. Die tauchen invasionsartig beim Wahlkampf oder im politischen Geschehen auf, sind Geschwister der Lüge und werden garantiert nicht eingelöst.

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit, Versprechen und Tun klaffen tiefe Gräben

Wie oft geht man nachlässig mit einem Versprechen um. Wie schnell verspricht man im täglichen Leben, dem Kind, dem Partner, irgendeiner anderen Person oder sogar sich selbst etwas und weiß im gleichen Moment, dass man die daraus entstehende Verpflichtung nicht halten kann. Eine sofortige Korrektur wäre die Lösung, ein Zurücknehmen des Versprechens, wäre da nicht der Glaube daran, seine Zusage doch noch irgendwie bewerkstelligen zu können. Und dann? Wieder mal ein voreiliges Versprechen gebrochen, wieder einmal Glaubwürdigkeit verloren, wieder einmal Vertrauen mit Füßen getreten.

Wer schnell Ja sagt, hält selten sein Wort (Laotse)

Das Versprechen hat etwas Verführerisches. Man zeigt damit seine Zuneigung, und dass man gewillt ist für eine nahestehende Person eine Aufgabe oder Verantwortung zu übernehmen. Man verpflichtet sich zu einer Aktion, zum Tun, zu einer Handlung. Oft verspricht man jedoch viel zu viel, was man hinterher nicht halten kann oder man vergisst im Alltag einfach, dass da noch was war.

Ein Versprechen ist was ganz Großartiges

Letzte Woche hat meine älteste Tochter geheiratet. Vor dem Standesamt gibt man das Eheversprechen mit dem berühmten Satz „Zu lieben und zu ehren in guten und schlechten Tagen usw.“. Das ist nicht nur das Versprechen, einen gemeinsamen Weg zu gehen sondern auch eine Entscheidung für und eine Liebeserklärung an den Partner. Sie verlässt sich auf ihn, nimmt ihn mit seinen Macken an und respektiert seine Stärken sowie Schwächen. Ein Versprechen, das nicht immer leicht zu bewerkstelligen sein wird. Ein Versprechen, das lange wohl überlegt wurde.

Ein Versprechen, das du Kindern gibst, darfst du niemals brechen

Hüte dich davor, Kindern leichtfertig ein Versprechen zu geben. Prüfe vorher ganz genau, ob du deine Zusage einhalten kannst, sonst lass es bleiben. Wenn ich meiner Enkelin etwas verspreche, achte ich darauf, dass es spätestens in 2 bis 3 Tagen eingelöst wird, denn kleinere Kinder leben nur im Hier und Jetzt, lange Zeiträume können sie nicht überblicken. Zu sagen „Ich verspreche, nächsten Monat eine Fahrradtour mit dir zu machen“ hat wenig Sinn, aber bei „Noch einmal schlafen, dann fahren wir zusammen Fahrrad und machen ein Picknick“ leuchten ihre Augen, und sie ist voller Vorfreude. Niemals würde ich es wagen, dieses Versprechen zu brechen, da ich weiß, dass sie mich als Lügnerin betiteln würde, obwohl sie nicht weiß, was genau mit diesem Begriff gemeint ist.

Versprochen ist Versprochen und wird auch nicht gebrochen.

Ein Versprechen, welches du Kindern gibst, ist und bleibt ein Versprechen. Du darfst es nie! nie! niemals! brechen, denn damit schädigst du das Vertrauen des Kindes zu dir und deine Glaubwürdigkeit. Kurz gesagt: „Mit einem gebrochenen Versprechen bist du bei Kindern unten durch.“ Versprich Kindern nur das, was du mit 100prozentiger Sicherheit halten kannst.

Eine Zwickmühle – das Versprechen am Sterbebett

Besonders schwerwiegend sind Versprechen, die man an einem Sterbebett gibt. Sie verpflichten dich absolut, sind einem Eid gleichzusetzen und niemals wieder lösbar. Den letzten Wunsch zu erfüllen, erleichtert diesem Menschen das Sterben, doch für dich kann dieses Versprechen zu einem Problem werden. Ist der Wunsch einfach zu erfüllen? Prima. Ist er jedoch nicht umsetzbar oder zwingt dich in eine Situation, die lang andauert oder der du sogar ablehnend gegenüberstehst, dann steckst du in einem moralischen Dilemma. Dein Gewissen wird dich permanent daran erinnern, dass du dein Versprechen gebrochen hast und du fühlst dich schuldig. Niemand ist da, der dich davon befreit. Nur du kannst mit dir allein diesen unglückseligen Bund lösen. Meine Meinung ist: Tu es, bevor du daran zerbrichst.

Wann darf man ein Versprechen brechen
Achte immer darauf, wem du wann, was versprichst

Darf man ein gegebenes Versprechen brechen oder muss es unter allen Umständen gehalten werden?

So lautete meine Frage und ihr habt mir dazu eure Meinung mitgeteilt. Lieben Dank dafür.

Alle sind der Ansicht, dass man sehr bewusst mit Versprechungen umgehen und sich bereits im Vorfeld überlegen sollte, ob überhaupt und was man wem verspricht. Beim geringsten Zweifel ist es besser, nichts zuzusagen. Bittet dich ein Mensch um ein Versprechen, das du ihm nicht geben willst, dann schwafele nicht drumherum, sondern sag klar, warum du diese Verbindlichkeit nicht eingehen willst. Ein gebrochenes Versprechen verletzt und enttäuscht den anderen Menschen mehr als ein Abgelehntes.

Einhellig ist die Meinung, dass ein Versprechen unter bestimmten Umständen gebrochen werden darf, wenn sich die Bedingungen veränderten. Die Gründe, warum es zum Bruch kommt, sollten auf jeden Fall erklärt werden, eine Entschuldigung ist ebenso angebracht und evtl. eine kleine Wiedergutmachung. Der/die Wortbrüchige muss mit den Konsequenzen daraus leben, was die Glaubwürdigkeit betrifft, die Gewissensbisse oder das Unbehagen.

Was meinst du? Darf man ein Versprechen brechen? Ich freue mich auf weitere Kommentare.

Lass uns zusammen LEBEN – LIEBEN – LACHEN
und bunte Sachen machen

Deine Elvira

5 Kommentare, sei der nächste!

  1. Hallo,
    ich denke, ganz so kategorisch geht das nicht. Natürlich muss ein Versprechen grundsätzlich gehalten werden. Aber manchmal gibt es tatsächlich Umstände, die es rechtfertigen, ein Versprechen zu brechen. Das muss dann natürlich transparent diskutiert werden und tut natürlich auch weh.
    Als Beispiel sei ein Kind genannt, das seiner Mutter von einem guten Freund erzählt, dem es psychisch nicht gut geht. Das Kind hat natürlich dem Freund versprochen, ihn nicht zu verraten. Umgekehrt hat die Mutter vorab dem Kind versprochen, den Namen nicht weiter zu erzählen, sonst hätte sie gar nichts erfahren.
    Hinterher hat sich dann herausgestellt, dass der Freund dringend Hilfe benötigt. Das konnte die Mutter so erst nach dem Versprechen erkennen. Sie hat daher das Versprechen gebrochen und den Namen des Freundes der Schule mitgeteilt, die daraufhin sofort den Schulpsychologen als professionelle Hilfe eingeschaltet hatte.

    Falsche Entscheidung? Ich finde nicht, denn es ging um das Wohl des Freundes!

    1. Sicher sollte man den „gesunden Menschenverstand“ einschalten, um Schlimmeres zu vermeiden. Ich denke, die Mutter hat da sehr richtig gehandelt zum Wohl des Kindes.

      Liebe Grüße
      Elvira

    2. Gerade dieses Beispiel geht gar nicht! Wenn jemand in einer tiefen Krise nicht von der in unserer Gesellschaft verfügbaren so genannten „Hilfe“ behelligt werden will, dann sollte hier das Kind nicht „plappern“. Vor allem aber sollte die Mutter nicht das Vertrauen ihres Kindes brechen! Klar, dass ein Kind, das ein solches Vorbild kennenlernt, Geheimnisse ausplaudert!

  2. Eine interessante Thematik… ich finde Definitiv, dass Versprechen gebrochen werden dürfen, aber nur unten bestimmten Umständen. Und dann nur, wenn man es der entsprechenden Person erklärt, und die Erklärung auch nachvollziehbar und bedeutend ist. Ich denke, dass es so auch bei Kindern geht. Das einzige was man nicht tun darf, sie einfach sitzen lassen oder vergessen.
    Besonders unverstädnlich finde ich, wenn Menschen ständig etwas versprechen und es nicht halten, ohne weiteres Kommentar dazu. Es ist wie ein Selbstbetrug oder eine Lüge, ich würde mich damit selbst nicht wohl fühlen. Ich verspreche darum grundsätzlich nur das, wo ich auch ganz sicher weiß, dass ich es halten kann. Ansonten gebe ich keines. Das finde ich eigentlich sehr einfach. Liebe Grüße!

    1. Da sind wir uns aber sowas von einig, auch was die Kinder betrifft. Trotzdem denke ich, dass man bei Kindern nur mit einem wirklich guten Grund und selbstverständlich einer Erklärung sein Versprechen brechen darf. Am besten ist es sicher, dort auf großartige oder leichtfertig gegebene Versprechen zu verzichten.

      Ich wünsche dir einen schönen Sommer-Sonntag
      herzliche Grüße
      Elvira

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