Wanderung auf die Schrammsteine

Das Übertreten der Grenzen ist verboten

Ich war in letzter Zeit sehr viel unterwegs. Kurze Städtetrips, ein Wochenende in der Sächsischen Schweiz und dann mit meiner Tochter in Berlin. Normal fallen mir immer irgendwelche Überschriften zu meinen Reisen ein. Das können Besonderheiten sein, die gehäuft auftreten und mir auffallen. Die fotografiere ich. So kristallisiert sich für jede Reise ein roter Faden heraus. Nur dieses Mal war es anders. Ich habe die Gegebenheiten und Geschichten der Orte registriert, konnte aber kein Gefühl dafür entwickeln, dass mich berührt hätte.

In Berlin machte es auf einmal Peng

Ich schickte morgens noch im Halbschlaf meine Gedanken auf die Reise. Sie schauten mal hier, mal dorthin, fanden einzelne Puzzlestücke, die herumlagen. Schließlich sprang mich das Bild geradezu an als ich mit meinem Mac morgens im Hotelbett saß und nichts klappte. Stinkwütend, weil mir die verflixte Technik wieder einen Strich durch die Rechnung machte, fiel mir augenblicklich ein, was das Thema in den letzten Wochen war: Grenzen und Mauern. Ständig und immer wieder tauchten sie wie aus dem Nichts auf. Sie waren da, doch ich sah sie nicht. Sie türmten sich vor mir auf aus Stein und Beton, in Texten und Liedern, im Denken und Handeln.

Die Vielfalt der Grenzen ist grenzenlos

Das Thema, welches sich zuhause und unterwegs verbarg, mit dem ich ständig konfrontiert war, ohne dass ich es gesehen hätte, waren Grenzen. Davon gibt es sehr viele:

– Grenzen, die sichtbar und unsichtbar sind.

– Grenzen, um unseren Körper, Geist und die Seele zu schützen.

– Grenzen und Mauern, um Hab und Gut zu sichern.

– Grenzen, die wir selbst, oft unbewusst um uns herum ziehen, damit uns niemand zu nahe kommt.

– Grenzen, die sich wie ein Schutzwall um unsere Gefühle und Gedanken legen.

Grenzen bilden immer eine Abwehrmauer zur Außenwelt, zu unseren Nächsten. Wir sitzen innerhalb dieser Mauern, eingesponnen in unsere eigene Welt, mit uns selbst beschäftigt.

Fest verriegelt und verrammelt

Kennst du das Gefühl, wenn sich deine Gedanken ständig um dich selbst drehen oder um ein Problem, welches du bewältigen willst. Dein Denken kreist innerhalb der Mauern ständig um das gleiche Thema. Du suchst auf bereits bekannten Grund nach Lösungen und findest keine.
Oft wartet die Lösung vor der Tür, doch die ist fest verriegelt, um uns zu schützen. Damit verbauen wir uns sehr oft die Verbindung nach draußen, zu anderen Menschen, anderen Möglichkeiten, anderen Lösungen.

Mauern schützen nicht nur, sie engen auch ein

Sie sollen uns Sicherheit bieten, machen uns jedoch gleichzeitig Angst: Mauern. Sie halten uns gefangen, nehmen uns die Luft zum Atmen, legen sich bedrückend auf das Herz, lassen uns keinen Spielraum für Entscheidungen und Entwicklungen. Wir verbarrikadieren uns und erwarten gleichzeitig Hilfe von außen. Das funktioniert so nicht.

Überwinde deine selbst gesetzten Grenzen

Du kannst auf die Außenmauer deiner Burg steigen und hinuntersehen, wie die Gegend davor aussieht. Vielleicht ist das, was du siehst, gar nicht so beängstigend. Von den Mauerzinnen schweift dein Blick weit ins Land. Wege, Straßen und Flussläufe, Berge und Täler, Städte und Dörfer breiten sich vor deinem Auge aus.

Und da gibt es Menschen, direkt vor deinem Tor. Aus sicherer Entfernung kannst du von deinem Burgwall hinunterrufen, den ersten vorsichtigen Kontakt aufnehmen. Sie begehren Einlass. Ihr freundlicher Anblick und ihre Erzählungen ermutigen dich, die fest verrammelten Eingangspforten einen winzigen Spalt zu öffnen. Der erste Fremde tritt herein, ihm folgen weitere. Sie tragen Rucksäcke, gefüllt mit frischen Wind auf ihren Rücken. Was dir im ersten Moment bedrohlich erscheint, entpuppt sich als beglückende Bereicherung deiner herkömmlichen Welt.

Schließlich überwindest du deine Ängste und wagst es, die Tore sperrangelweit zu öffnen. Sogar die Zugbrücke lässt du hinunter. Ganze Wagenladungen mit inspirierenden Ansichten und kreativen Ideen werden herein gekarrt, um deine Probleme zu lösen.

Die Grenzen zwischen Freund und Feind verwischen, der Abstand zwischen Bekannt und Fremd hebt sich auf. Geben und Nehmen, der Respekt im Umgang miteinander und das Bewusstsein, dass jeder Mensch einzigartig ist, führen zu einem friedlichen Zusammenleben.

Du hast deine äußeren sichtbaren Grenzen geöffnet und Unbekannte in deine Burg gelassen. Du hast erlebt, dass sie weniger bedrohlich sind, als es dir deine Phantasie vorgegaukelt hat. Der erste Schritt nach draußen vor die Tür kostet am meisten Überwindung und dann gehe weiter und schau, was dir die Welt zu bieten hat.

Wie ich meine sichere Burg verließ

Grenzen und Mauern können bedrohlich sein, scheinen unüberwindbar. In der Sächsischen Schweiz durfte ich beim Wandern in den Schrammsteinen mehr als einmal meine Grenze verschieben.

Unüberwindliche Felswände türmten sich senkrecht in den Himmel. Steile schmale Leitern riefen: „Nur Mut, steig Stufe für Stufe hinauf und du wirst einen großartigen Blick auf die Landschaft zu deinen Füßen haben.“ Meine innere Grenze hielt mich zurück. Mir sträubten sich die Haare aus Angst vor der Höhe. Meine Beine schlotterten aus Angst, daneben zu treten und zu fallen. Tausend weitere Ängste ließen wahre Horrorszenarien vor meinen Augen entstehen. Ich habe mich überwunden, weil mir die ersten Schritte leicht erschienen und mein Partner überzeugt war, dass ich es schaffe. Als mir dann die Wespen, welche ihre Nester direkt neben die Stiegen gebaut hatten, bedrohlich um die Ohren flogen, gab es schon kein Zurück mehr. Und als mir die von der Sonne aufgeheizten Geländer beim daran Festkrallen fast die Hände verbrannten, lockte bereits der Gipfel. Oben angekommen, belohnte mich ein überwältigender Ausblick, Glücksgefühle schwappten über meine Angst und zauberten ein Leuchten in meine Augen. Ich habe es gewagt und geschafft.

Und die Moral von der Geschicht‘

Wenn wir uns trauen, die selbst gesteckten Grenzen zu überwinden und unsere Mauern zu öffnen, wird sich eine völlig neue Welt vor uns ausbreiten. Manchmal schaffen wir ein Stück alleine, manchmal brauchen wir Begleitung von Menschen, die uns Mut zusprechen, doch immer müssen wir selbst einen Fuß vor den anderen setzen. Das Gehen, das Sich-in-Bewegung-setzen, kann dir niemand abnehmen.

Ach ja, gestürzt bin ich dann später doch noch, als ich mich auf vermeintlich sicherem Gelände befand. Eine winzige Unebenheit ließ mich straucheln und ich fiel im wahrsten Sinne des Wortes auf die Nase.

Wie steht es mit deinen Grenzen, deinen Schutzmauern? Gibt es auch Ängste, die dich im Inneren deiner Burg festhalten? Ich bin neugierig, wie das bei dir ist, wie du sie überwindest und freue mich auf deine Kommentare.

Lass uns zusammen LEBEN – LIEBEN – LACHEN
Grenzen erweitern, Mauern überwinden
und verrückte Sachen machen

Deine Elvira

PS: Demnächst stehen noch ein paar Grenzerweiterungen auf meinem Programm. Die ersten Warnungen und Sicherheitshinweise treffen bereits ein. Ich halte dich auf dem Laufenden.

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