Aschermittwoch, vegane Ernährung

Am Aschermittwoch ist alles vorbei

Ein Tag vor Aschermittwoch. Ein Tag vor Fastenbeginn. Ein Tag, an dem ich grübelnd herumsitze oder in Gedanken verloren draußen herumspaziere. Seit Tagen drehe ich die immer gleiche Frage in meinem Kopf hin und her: „Will ich in diesem Jahr überhaupt fasten? Will ich, wenn auch nur für 7 Wochen, auf etwas in meinem Leben verzichten?“ Ein Jahr lang hat mir doch schon dieses Corona-Virus so viel weggenommen, hat mir . . . Stop! Ich will nicht ins Jammern abdriften, noch dazu auf ganz hohem Niveau. Mir geht es gut, meinen liebsten Menschen ebenfalls und dieses Jahr hat mich auch reich beschenkt, nur eben anders als gewohnt.

Die seltsame Spezies der Veganer

Eigentlich brauche ich nicht lange darüber nachdenken wie meine Fastenzeit dieses Jahr aussehen wird, denn ich bin bereits in Vorleistung getreten:

Seit fünf Wochen ernähre ich mich vegan. Ja, du hast richtig gelesen, ich gehöre zu diesen seltsamen Menschen, die nichts tierisches essen. Auslöser für diese Entscheidung ist meine Enkelin, die mit 9 Jahren beschlossen hat, sich vegetarisch zu ernähren. Das zieht sie seit 2 Jahren ohne Wenn und Aber durch. Meine Hochachtung hat sie dafür. Da ich normalerweise sehr wenig Fleisch esse, wäre eine Umstellung auf vegetarische Kost keine echte Herausforderung gewesen. Vegan dagegen schon, denn es bedeutet, drei meiner liebsten Lebensmittel wegzulassen: Butter, Käse und Eier. Noch bin ich dabei. Meine Erkenntnisse und wie das Experiment ausgeht schildere ich dir in der 3. Fastenwoche.

Eine enkeltaugliche Zukunft

Seit Jahren interessiert mich das Thema Ernährung mit allem Drum und Dran. Als Mitglied bei Slow Food, Eigentümerin eines Gartens, Einkäuferin von Bio- oder regional produzierten Lebensmitteln sowie als Mutter und Oma ist es selbstverständlich auf gute Produkte zu achten, die unter fairen Bedingungen hergestellt wurden.

Aufgewachsen auf einem Dorf fühle ich mich seit Kindesbeinen eng mit der Natur verbunden. Wenn ich sehe, wie unser Verhalten diese Erde zerstört, vor allem in welcher Geschwindigkeit, bekomme ich Angst. Da liegt es nahe, mich als Oma für eine enkeltaugliche Welt einzusetzen. Ich kann es drehen und wenden wie ich will, Fakt ist: Meine Generation hat maßgeblichen Anteil am Klimawandel.

Mensch gesund – Planet gesund, oder ist es besser umgekehrt?

Ständig konfrontiert mit Umweltthemen in meiner ehrenamtlichen Arbeit wird man sehr feinfühlig für die Veränderungen „dort draußen“. Zu behaupten, ich als Einzelne kann doch nichts zum Klimaschutz beitragen, ist zu kurz gedacht, eine Ausrede. Es könnte doch sein, dass gerade mein geändertes Verhalten das Zünglein an der Waage ist, welches die Welt rettet.

„Was vor uns liegt
und was hinter uns liegt,
ist nichts im Vergleich zu dem,
was in uns liegt.

Wenn wir das, was in uns liegt
nach außen in die Welt tragen,
geschehen Wunder“

(Henry Stanley Haskins)

Seit Jahresanfang stapeln sich Bücher über veganes Kochen, nachhaltiges Leben oder biologisches Gärtnern (Land bewirtschaften) überall in meiner Wohnung. Ich probiere Rezepte aus und bin erstaunt über die Zutatenliste vieler veganer Erzeugnisse. Richtig glücklich bin ich damit nicht. Vielleicht rumort mein Bauch deshalb ständig vor sich hin.

Gerade vertiefe ich mich in das Positionspapier „Welternährung 2030 für eine Zukunft ohne Hunger“ und studiere die „95 Thesen für Kopf & Bauch“, entwickelt von Misereor und Slow Food, wo es um eine weltweite Ernährungsgerechtigkeit geht und den Erhalt der biologischen Vielfalt. Es gibt viel Dunkelheit, doch auch hoffnungsfrohe Lichtblicke.

Ich will mehr, viel mehr

Meine 7-wöchige Fastenzeit steht dieses Jahr unter der Überschrift „Ich will mehr“.

  • mehr Geschmack auf meinem Teller
  • mehr Neues ausprobieren
  • mehr fairen Handel
  • mehr Müllvermeidung
  • mehr zu Fuß unterwegs sein
  • mehr Spielraum und Kreativität
  • mehr Käfer, Schmetterlinge, Bienen und Vögel vor meiner Haustür
  • mehr Vielfalt
  • mehr Lebensfreude
  • mehr Tun und noch mehr Lassen,

damit unsere nachfolgenden Generationen noch lange ein gutes Leben auf diesem Planeten führen können. Ja, ich bin „nur“ eine Einzelne, doch ich weiß, dass es davon sehr viele gibt, überall auf der Welt verteilt.

„Ich will, dass ihr handelt, als ob euer Haus brennt.
Denn es brennt.“

(Greta Thunberg, Weltwirtschaftsforums 2019, Davos)

Es wäre ja soviel da wie jeder Mensch braucht

Weil die Aktion „Klimafasten“ der Kirchen Deutschlands, welche seit 2015 unter dem Motto steht „So viel du brauchst . . .“, integriere ich sie in mein Vorhaben. Die Wochenthemen sind brandheiß und lauten:

1.) Wasserfußabdruck.

2.) sparsames Heizen

3.) vegetarische Ernährung

4.) bewusstes „Digital-Sein“

5.) einfaches Leben

6.) anders unterwegs sein

7.) Neues wachsen lassen

In unserer Kirchengemeinde hat sich eine kleine Gruppe zusammen gefunden. Spontan habe ich mich zum Mitmachen entschlossen. Gemeinsam ist es einfacher und der Austausch bringt sicherlich wertvolle Erkenntnisse.

Und nun?

Ich habe mich entschieden und verknüpfe „Soviel du brauchst“ mit „Ich will mehr“. Kann das überhaupt funktionieren: auf der einen Seite Verzicht und Einschränkung, auf der anderen mehr Lebensqualität und Wohlergehen?

Bauchgrummeln. Wo überschreite ich meine Grenzen?

Beinkribbeln. Ich mache mich auf den Weg. Es wird eine Gratwanderung. Das ist sicher.

Herzklopfen. Was wird dabei herauskommen?

Das Thema Wasser haut mich schon in den ersten Stunden um. War ja klar, wo überall auf der Welt mehr oder weniger Wassermangel herrscht, selbst hier bei uns in Deutschland. Demzufolge fürchte ich mich etwas vor den Erkenntnissen wie es um meinen Wasserfußabdruck steht.

Dennoch, entschieden ist entschieden. Ich ziehe das jetzt durch, auch wenn mir manches Resultat nicht gefallen wird, da es mich zu Veränderungen zwingt.

Sehr neugierig bin ich, ob du dich dieses Jahr zu einer Fastenaktion entschließen konntest. Erzählt mir von deinem Vorhaben oder auch warum es für dich nicht in Frage kommt im Kommentarfeld unter diesem Artikel. Ganz herzlichen Dank.

Lass uns zusammen LEBEN – LIEBEN – LACHEN
die Welt retten und dabei bunte Sachen machen

Deine Elvira

4 Kommentare, sei der nächste!

  1. Kann ich alles unterschreiben, was Du Dir da vorgenommen hast. Das Gleiche gilt auch für mich. Und schon sind wir zwei Einzelne in einer großen Anzahl anderer, die so auf dem Weg sind. Herzliche Grüße von nebenan.

    1. Liebe Anne,

      und ich bin sicher, versteckt gibt es ganz viele von uns. Nun kümmere ich mich mal um meinen Wasserfussabdruck. Das es sowas gibt. Ich lerne ständig dazu.

      Sonnige „grenzüberschreitende“ Grüße
      Elvira

  2. Oh Elvira, auf was hast Du dich da eingelassen. Ich weis, wovon ich spreche. Habe eine Tochter – ein liebes Mädchen mit nunmehr 56 Jahren. Seit nahezu 35 Jahre vegan ! Ein paar mal im Jahr kann ich mich an ihrem Besuch erfreuen. 3 Kühlschränke sind dann bei uns im Betrieb für 3 Tage und immer noch muss ich meine“ Schmeckerli “ sehen, wo ich sie unterbringe. Wenn sie dann wieder in ihr Allgäu zurück schwebt, geht das Aufräumen , das aussortieren und entsorgen des deponierten Grünfutters los.
    Wir akzeptieren aber alles mit dem Gedanken: „es geht alles vorüber……….. Doch eines hat sie noch nicht geschafft: sich von ihren Lederschuhen zu trennen !
    Nun meine ernsten Worte: ich/wir ernähren uns bewusst wie die überwiegende Zahl der Mitteleuropäer.
    Es gehört eben auch zu etwas Lebensfreude, das man sich gönnen sollte , statt Asketerie und Selbstkasteiung. Habe aber auch Verständnis und bewundere die Menschen in ihrer anderen Ernährung, wenn sie nicht das 3 Evangelium daraus machen.
    Das Heil unseres Planeten hängt nicht vom bewussten ab – nein! mehr von der Gier nach Geld und Vermögen.

    Alles Liebe , alles Gute und viel Erfolg – und – wenn auch vegan- bleib wie Du bist.

    1. 35 Jahre vegan. Alle Achtung. Ich glaube, wenn man sich erst einmal eine Zeit lang umgestellt hat in seinen Ernährungsgewohnheiten werden sie irgendwann ganz normal. Nur für uns Andere scheint es seltsam und aufwendig, da wir extra einkaufen und kochen für unsere Liebsten. Ging uns zu Beginn mit der Enkelin auch so.

      Ich freue mich, dass es dir wieder gut geht.

      Liebe Grüße
      Elvira

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