Brauche ich als Frau im fortgeschrittenen Alter überhaupt noch eine Pause? Brauche ich vielleicht sogar mehr Pausen als in meiner früheren Lebensphase, wo ich noch belastbarer war? Nun ticken ja die Uhren im Alter anders, viel schneller. Mein Bauch sagt gerade: Stop. Mein Kopf widerspricht: Es gibt noch so viel zu tun, ich will noch so viel erleben. Für eine Pause habe ich überhaupt keine Zeit.
Jeder Mensch braucht Pausen, unabhängig vom Alter. Glaubst Du nicht? Ist aber so. Gerade jetzt habe ich das Gefühl, das ich sogar mehr Pausen benötige als sonst. Hängt das mit der (Nicht)Hitze des Sommers zusammen oder liefert mir diese Corona-Pandemie die Müdigkeit frei Haus. Fest steht: Ich bin reif für eine Pause, für die klitzekleine mittendrin und es darf auch etwas mehr sein.
Eine Pause kann ich mir nicht leisten
Mal Hand auf’s Herz: Wie oft denkst du an eine Pause mitten im Trubel, im Home office, an der Arbeit, im Alltag oder in der Familie. Nur mal ganz kurz innehalten und sich wieder selbst spüren, ach wäre das schön. Und was passiert? Nichts. Weil alles drängt, wichtig ist, jeder was von dir will, es nicht der richtige Zeitpunkt ist. Im übrigen sind Pausen völlig unwichtig, warum solltest du ihnen also Raum verschaffen, sie vielleicht sogar auf deine Prioritätenliste ganz oben einordnen?
Ich muss erst noch die Mails checken und dann . . .
Wie ist es bei dir? Befindest du dich im Hamsterrad, bist immer auf Trab. Das höher, schneller, weiter hat dich fest im Griff. Regeneration Fehlanzeige. Und klar ist, irgendwann geht dir die Luft aus. Dein Herz rast, der Kopf schmerzt und die Schultern sind verspannt. Die Grübeleien laufen in einer Endlosschleife und halten dich vom Schlaf ab. Erst bist du „nur“ erschöpft oder permanent müde, dann fühlst du dich wie ausgehöhlt und alles ist dir egal und letzten Endes wirst du krank an Seele und Körper.
Wir müssen von Zeit zu Zeit eine Rast einlegen,
damit unsere Seelen uns wieder einholen können.
(Indianische Weisheit)
Wer Pausen macht ist faul
Bei meiner Mutter und der Oma habe ich noch gesehen, dass sie pausenlos tätig waren. Ununterbrochen waren ihre Hände beschäftigt. Das ist logisch in einer Zeit, in der es wenig technisches Gerät für alle möglichen und unmöglichen Arbeiten gab, wo flicken, reparieren, Selbermachen an der Tagesordnung waren. Was hat sich mir von damals eingeprägt? Wer Pause macht ist faul.
Vielleicht führte diese kindliche Prägung dazu, dass ich heute zur Perfektion neige. X-malige Überarbeitungen und nie fertig werden, nie zufrieden sein lassen eben keine Pausen zu. und dieser verflixte innere Antreiber rattert stetig sein „Aber du musst schnell noch dieses oder jenes machen!“ herunter.
Ich bin so grün
So kommt es, dass ich lieber einmal mehr Ja zu einer Bitte sage als Nein und mein Helfersyndrom liebevoll pflege. Die Frage: „Kannst du mal gerade . . .?“ inspiriert mich zu Höhenflügen und das Betttuch halte ich gerne an den berüchtigten 7 Zipfeln. C.G. Jung würde mich in den Archetyp „Die Betreuerin“ stecken. Stets und immer bereit, wäre ich im DISG-Modell nach William M. Marston die Stetige und würde in die grüne Schublade eingeordnet. Bämm, da stecke ich nun.
Was ist denn eine Pause überhaupt?
Das Mittagessen am Arbeitsplatz während du schnell die Mails checkst ist definitiv keine Pause. Hast du eine sitzende Tätigkeit, ist der Blick in den Fernseher ebenfalls nicht die passende Unterbrechung. Bist du ein Denkarbeiter, erfordern deine Projekte volle Konzentration, dann wäre Bewegung das Kontrastprogramm. Im anderen Fall wäre für das Bewegungstier Lesen oder Musik hören, gern im Liegen oder Sitzen angebracht. Bist du ständig von lauten Geräuschen umgeben, zieh dich in die Stille zurück. Du merkst, worauf ich hinaus will. Also, eine Pause sollte genau das Gegenteil zu dem sein, womit du dich gerade beschäftigst oder was du den ganzen Tag tust.
Tu dir was Gutes
Nicht erst, wenn dir die Luft ausgegangen ist, sondern JETZT. Selbst der Gesetzgeber erachtet Pausen für wichtig und hat Ruhezeiten für Arbeitnehmer vorgeschrieben. Eine kurze Zeit muss es mal ohne dich gehen, darfst du dem Stress die lange Nase zeigen, eine Grenze zwischen Tun und Lassen ziehen, dich selbst wieder wahrnehmen, ganz bei dir sein.
Pausen sind die Löcher im Käse des Lebens
(Waltraud Puzicha)
Es sagt sich leicht und ist doch schwer
Oft werden Ruhezeiten übergangen oder sogar als unwichtig eingestuft. Doch besonders jetzt in der Corona-Pandemie, wenn du im Home Office sitzt und der Stress sowie die Vielfalt der gleichzeitig zu erledigenden Aufgaben zunimmt, sind die Minuten zum Luft holen immens wichtig. Mütter können ein Lied davon singen, wie es ist, wenn die kleinen Menschen ihren pausenlosen Einsatz fordern.
Hier ein paar Vorschläge für mikrokurze Pausen:
Falls du dich traust, darfst du den Pausenclown für Andere spielen, dann gibt’s auch noch was zu lachen:
- Bewusstes Atmen, tief ein und wieder ausatmen
- Auf dem Schreibtischstuhl die Arme strecken und recken, dehnen und komische Geräusche des Wohlbehagens ausstoßen
- Aufstehen, Füße nebeneinander, mehrmals auf die Zehenspitzen stellen und den Fuß wieder absenken
- Wie Rumpelstilzchen herumspringen und die erstaunten Gesichter der Mitmenschen aushalten
- Auf etwas Grünes in der Natur sehen
- Aufstehen und ein Glas Wasser trinken
- Tagträumen und dich auf eine bunte Sommerwiese entführen lassen. (Magst du lieber Schneetreiben, ans Meer, in die dunkle Höhle, unter den Sternenhimmel? Was immer dir gefällt ist gut.)
- Die Augen schließen und in dich hineinspüren. Was macht dein rechter großer Zeh? Wie geht es deinem linken kleinen Finger? Du kannst zu jedem Körperteil reisen. Im Lauf des Tages kannst du in vielen Kurzpausen durch deinen ganzen Körper reisen
- Dir ordentlich auf die Schultern klopfen, einfach so
- Deine Ohrmuscheln zwischen Daumen und Zeigefinger massieren, von oben nach unten und wieder zurück
- Mit dir allein eine Tasse Kaffee trinken, Tee tut es auch und deine ganze Aufmerksamkeit darauf lenken
- Ein Schwätzchen mit Kollegen oder anderen netten Menschen
- Aus dem Fenster sehen, abwechselnd einen fernen und einen nahen Punkt fixieren
- Ein bisschen außergewöhnlich: Jonglieren. Hol Dir drei bunte Seidentüchlein im Spielwarengeschäft und werfe sie in die Luft. Schafft gleichzeitig supergute Laune.
- Stell dich hin und strecke die Arme zur Seite, dann dreh dich wie ein Kreisel Am Anfang nur 3 – 5 Drehungen. Du kannst sie langsam steigern. Das bringt die linke und rechte Gehirnhälfte in Einklang.
Darf’s ein bisschen mehr sein?
Wie wäre es mit
- einem Nickerchen
- gesundem Essen, welches du ganz genüsslich isst
- einem Spaziergang (überhaupt Bewegung), dabei kannst du durchaus auch mal einen Baum umarmen
- einer halben Stunde echte Pause für dich (keine Pufferzeit, kein Handy). Trage diese Zeit dick, fett und rot als oberste Priorität in deinen Kalender ein
- Nichtstun, was auch immer sich dahinter für dich versteckt
- oder Müßiggang (ist gerade mein Lieblingswort) und in dieser Zeit darfst du alles machen, was dir gefällt und gut tut
Eine Pause dient deiner Erholung
Sie ist wichtig, sogar überlebenswichtig, damit du ausgeglichen, zufrieden, konzentriert und leistungsfähig bleibst. Deine Kreativität steigert sich ebenso wie die sozialen und emotionalen Fähigkeiten. Drück mal auf die Pausentaste, wenn es kompliziert wird oder sich Lösungen im Heuhaufen verstecken. Wie oft hast du es schon erlebt, dass bei einer „langweiligen“ Beschäftigung oder dem Spaziergang die rettende Idee vorbei gehuscht kam? Sicher sehr oft. Im Arbeitsleben gehen Pausen sogar mit verringerten Unfallzahlen Hand in Hand. Noch ein Grund mehr, sich eine Ruhezeit zu gönnen.
Pass gut auf dich auf. Es geht auch mal ohne dich.
Was mich interessiert: „Wann machst Du Pausen und was machst du dann am Liebsten? Was tut dir gut?“ Ich freue mich über deinen Kommentar. Danke sehr.
Lass uns zusammen Leben – Lieben – Lachen
Pausen und verrückte Sachen machen
Deine Elvira
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Liebe Elvira,
mir werden zu viel Trubel, Lärm und schnell schwätzende Menschen schnell zu viel. Dann brauche ich Rückzugsmöglichkeit und Ruhe, um eine Pause zu machen. Das mit den Pausen ist im Alter eher mehr geworden. Doch mein Mann und ich, wir nehmen uns die Zeit. Wir hören sehr gerne Musik und machen längere Spaziergänge. Ich schreibe sehr gerne und will wieder mit dem Zeichnen anfangen. Richtig kreativ sein kann ich nur in der Ruhe. Das ist ein längerer Prozess, denn ich nicht erzwingen kann.
Frei nach dem Motto „In der Ruhe liegt die Kraft“.
Vielen Dank für deine Tipps und alles Gute wünscht
Renate
Großartig, dass Du wieder zeichnen möchtest. Dann wünsche ich Dir viele Ruhepausen, wer weiß, was dabei noch heraus kommt.
Danke, liebe Renate für Deine Ergänzungen und viel Freude beim kreativen Schaffen.
Ganz herzliche Grüße
Elvira