Blau – die Farbe der Seele und der Wunder

Sommer, genau die richtige Jahreszeit, um täglich ein Wunder in Blau zu entdecken, um die Seele baumeln zu lassen, die Gedanken auf Reisen zu schicken. Sommer, genau die richtige Jahreszeit für alle Facetten von Blau.

Woran denkst du bei der Farbe Blau?

An Himmel und Weite, an Wasser und Unendlichkeit, an Luft und Leichtigkeit, an Treue und Vertrauen, an Harmonie und Zufriedenheit, an Ruhe und Stille, an Entspannung und Frieden, an Ferien und Urlaubsglück? Blau signalisiert Frische, wirkt kühl und hat manchmal etwas Unwirkliches an sich. Die Reihe ließe sich unendlich fortsetzen. Blau ist einzigartig und gehört zu den drei Primärfarben (neben Gelb und Rot), aus der sich alle anderen Farben mischen lassen.

Blau, blau, nur du allein, sollst stets die Farbe meiner Kleider sein

Frag einen Menschen, egal wo auf der Erde, egal welcher Kultur er angehört, egal ob Mann oder Frau, nach seiner Lieblingsfarbe. Die Antwort wird in den meisten Fällen „Blau“ sein. Sie ist einfach die Nonplusultra-Farbe, die man mag und die jedem gut zu Gesicht steht.

Du willst dir neue Sachen kaufen? Nimm was Blaues. Eine Klamotte in Blau ist kombinationsfreudig. Dunkel wirkt sie geheimnisvoll, fast schon mystisch. Möglich, dass deshalb in den oberen Chefetagen oft Kostüme oder Anzüge in diesem Farbton getragen werden. Damit kann man nichts falsch machen, Blau „lässt“, sieht immer gut aus, wirkt seriös, trifft genau die Mitte zwischen nichtssagendem Anthrazit und elegantem, etwas steifen Schwarz.

Und dann gibt es diese wunderbaren hinreißenden Kleidungsstücke, die sogar Staatsgrenzen überwinden und sich einen Dreck um Regierungsformen scheren. Das erste ist der „Blaumann“. Braucht jeder Mann, der was auf sich hält, kleine Reparaturen am, im und ums Haus oder der Wohnung selbst erledigt ohne Rücksicht darauf, ob er Ahnung davon hat oder nicht. Der Blaumann wird es schon richten. Mein Blaumann ist allerdings ritzerot, damit jeder sieht „Frau am Werk“ – hier wird improvisiert, Vorsicht, es könnte auch mal schief gehen“.

Das Zweite ist diese in allen Blauschattierungen erhältliche Hose, die ihren Namen nach dem ungeheuer strapazierfähigen Stoff hat oder schlicht nach ihrem Erfinder genannt wird, die Jeans oder Levis. Liegt es an der Farbe oder ihrer früheren Funktion als Arbeitsdress, dass sie ihren Siegeszug um die ganze Welt angetreten hat und so aktuell ist wie nie.

Blau, du wirst es kaum glauben, war früher die Farbe der Frauen. Schau mal Bilder oder Statuen in Kirchen an. Die Madonna trägt einen blauen Mantel, vielleicht um ihre Verbindung zwischen Himmel und Erde deutlich zu machen oder die Unwirklichkeit, die Unendlichkeit darzustellen.

Sommer und Urlaub sind blau

Blau ist für mich DIE Sommerfarbe, denn ich denke sofort an Urlaubszeit, Heiterkeit, Unbeschwertheit. Ich spüre das Salz des Meeres auf den Lippen und sehe die unendliche Weite des Himmels, der sich darüber spannt. Schwerelosigkeit stellt sich dabei ein. Oder die „blauen Berge“, die mit dem Horizont zu einer Einheit verschmelzen. Der blaue Himmel verspricht Sonnenschein, Wärme, Glück. Das Wasser schenkt Frische, Kühle und Leben. Der Berggipfel erinnert, wie weit wir im Leben bereits gekommen sind, steht für Kraft, Stärke und Ausdauer und lässt uns weit blicken auf Zurückliegendes und Kommendes. Perfekt ist für mich ein Ort, wo ich vom Gipfel auf das Meer oder einen See blicken kann, gekrönt von einem azurblauen Himmel.

Die blaue Stunde

Der Blick in den Himmel führt uns weit weg, lässt uns träumen und die Zeit vergessen. Sein unendliches Blau verspricht, dass da noch vieles möglich ist. Besonders die blaue Stunde, angesiedelt in der Dämmerung, ist wie gemacht dafür, seine Gedanken in die Ferne zu schicken. Ihr unwirkliches sanftes, fast schon melancholisches Licht, nicht mehr ganz Tag aber auch noch nicht Nacht, lädt ein nach innen zu schauen und sich mit den Wahrheiten seines Lebens auseinanderzusetzen, Verwicklungen aufzulösen oder Antworten auf die Fragen des Lebens zu finden. Die blaue Stunde ist die Zeit der Tiefgründigkeit, die Zeit für Gemeinsamkeit, die Zeit zwischen Tag und Traum, zwischen Bewusstsein und Unbewussten, die Zeit, wo Herz, Seele und Verstand eins sind.

Blau - immer wieder
Blau, die Farbe der Seele und der Wunder

Blau, wohin du auch schaust, alles blau

Sie ist die faszinierendste Farbe und eine der sichersten, wenn du suggerieren willst: „Du kannst beruhigt sein, von mir droht dir keine Gefahr. Hab Vertrauen, alles befindet sich in friedlichen Bahnen. Schau her, hier geht es seriös zu.“ Blau ruft keinerlei Aggressionen oder Widerwillen hervor, will nicht hervorstechen oder sich in den Vordergrund drängeln. Hat Blau deshalb Eingang in Geschichten und Erzählungen gefunden, in Kunst und Kultur, in Sprichwörtern, Liedern, Lebensweisheiten, Symbolen bis hin zu Uniformen und nicht zu vergessen auf Porzellan.

Du findest es in unzähligen Haushalten: Geschirr in Delfter Blau (auch als Kacheln), Indisch Blau oder Friesisch Blau. Das Zwiebelmuster hat es sogar zum erfolgreichsten Dekor der Porzellangeschichte gebracht. Weil die darauf nicht vorhandenen Zwiebeln in kobaltblau erstrahlen?

Denkst du an Frühling fällt dir sofort ein, dass der in Eduard Mörikes Gedicht sein blaues Band durch die Lüfte flattern lässt

Na klar kennst du sie, die teuerste Briefmarke der Welt, die blaue Mauritius.

Eine Gruppe Künstler schloss sich 1911 zusammen. Sie nannten sich „Blaue Reiter“. Ich finde, eine gelungene Verbindung zwischen beruhigender Farbe und vorpreschender Bewegung. Sie bestanden nur drei Jahre, doch ihr Einfluss auf die Entwicklung moderner Kunst wirkt bis heute. Ein Teil ihrer Werke, vor allem die von Gabriele Münter sind im Schlossmuseum Murnau zu besichtigen. Bist du mal in München, schau im Lenbachhaus vorbei. Die Galerie beherbergt die weltweit größte Sammlung der Kunst der „Blauen Reiter“

Sehnsuchtsvoll geht es dagegen beim Blues zu, einem Musikstil, der sich Anfang des 20. Jahrhunderts in der afroamerikanischen Gesellschaft im Süden der USA entwickelte. Klagend seufzte die Gitarre zu melancholisch angehauchten Texten, die sich größtenteils um Verlust, Not, Einsamkeit, Verrat oder unerwiderte Liebe drehten. Und dazu fällt mir der Song von Bob Dylan ein in der Version von Van Morrison „It’s all over now, Baby Blue“. Wenn du den „Blues“ hast, geht es bei dir gerade nicht sehr lustig zu. Du befindest dich eher im Bereich indigoblau.

Um Stoffe in Europa indigoblau zu färben, benutzte man im Mittelalter Färberwaid. Jahrhundertelang wurde diese Pflanze in Thüringen in großen Mengen angebaut und trug zum Reichtum Erfurts bei. Heute hat die Italienerin Rosanna Minelli diese historische Färbemethode wiederentdeckt. Ganz bezaubernd sind ihre Stoffe in Erfurter Blau, die es in ihrem Laden auf der Krämerbrücke gibt oder ihre Farben in allen Blautönen dieser Welt

Wahrscheinlich, dass von den damaligen Stofffärbern auch der Begriff „blaumachen“ stammt. Färberwaid gibt den Stoffen zunächst eine grüngelbe Farbe. Wurden diese auf einer Wiese ausgebreitet und von der Sonne bestrahlt, entstand die begehrte indigoblaue Farbe. Während dieses Vorgangs hatten die Färber nichts zu tun, außer zu warten. Sie machten also blau.

Die andere Erklärung ist, dass man große Mengen alkoholhaltigen Urin benötigte, um darin das Färberwaid einzuweichen. Demzufolge wurden Bottiche neben die Kneipen gestellt, in die sich die Zecher erleichtern konnten. Und es kommt wie es kommen mußte. Der Zustand der edlen Spender war am Wochenende  blau und manche von ihnen konnten montags nicht arbeiten. Ihr Fehlen nannte man blaumachen. Heute benutzt man diese Redewendung immer noch, wenn man eine Krankheit simuliert, wenn man an einem Montag an der Arbeit fehlt oder aber die Schule schwänzt. Kommt es raus, erlebt man sein blaues Wunder.

Und es gibt sie doch, in echt – die „Montagsautos“, die man so nennt, weil sie extrem reparaturanfällig sind und damit noch nicht einmal die Garantiezeit abwarten.

In Gefahr: der blaue Planet, das blaue Gold

Zerbrechlich sieht sie aus. Ein winziger blauer Punkt im Universum – unsere Erde. Wir sollten sie nach allen Kräften beschützen, denn sie ist alles, was wir haben. Es gibt keinen anderen Ort, zu dem wir gehen können, nur hier ist menschliches Leben möglich. „Wir leben auf einer kleinen verletzlichen Steinkugel“, sagt der Astronaut und Geophysiker Alexander Gerst in seinem schönen Bildband „166 Tage im All“

Der blaue Planet hat seinem Namen vom blauen Gold, welches zwei Drittel der Erdoberfläche bedeckt. Gering, nämlich nur schätzungsweise 2,5 – 3,5 % davon und deshalb umso kostbarer, ist Süßwasser. Es ist die Grundlage unseres Lebens, aber nicht überall gleichermaßen vorhanden. Dieser Mangel birgt ein hohes Konfliktpotential, um das es Streit gibt oder sich sogar Kriege entzünden. Wir sollten respektvoll mit dem kostbaren Nass umgehen und es nicht sinnlos verschwenden. Bei meinem Aufenthalt in der Wüste habe ich jeden Tropfen zu schätzen gelernt.

Und was geschieht mit den Weltmeeren? Sie verkommen inzwischen zur Müllkippe. Der unendliche Lebensraum von Pflanzen und Tieren, das größte Ökosystem der Welt ist in Gefahr. Und es ist nicht abzusehen, dass wir mit einem „blauen Auge“ davonkommen, wenn wir die Meere gnadenlos ausbeuten oder sie durch Verpackungswahn und unsere Lebensweise belasten.

Ach, es gäbe noch so vieles Blaues. Allein in der Natur die herrlich blauen Pflanzen. Nicht nur wir Menschen mögen sie, unsere Bienen und Hummeln im Garten sind verrückt nach Himalaya-Storchschnabel, Lavendel, Katzenminze, Salbei und Co. Ich kann sie verstehen. Wenn ich mich an einem himmelblauen Sommertag durch den Garten schnuppere und dem Summen und Brummen lausche, bin ich glücklich.

Magst du Blau auch so gerne und wenn Ja, warum? Was fällt dir noch zu Blau ein? Gibt es eine Geschichte? Dann her damit.

Lass uns zusammen LEBEN – LIEBEN – LACHEN
die Seele baumeln und wundervoll blaue Wunder entdecken

Elvira

PS: Ich mag Blau sehr gerne und habe es an den Wänden, in der Kleidung, im Teppich und, und, und, doch ich gestehe, meine Lieblingsfarbe ist Rot.

12 Kommentare, sei der nächste!

  1. „Es schadet auch nichts, wenn es ein wenig ins Bläuliche spielt.“
    (Loriot – göttlich – in der Eheberatungsszene)

    Liebe Elvira,
    die Farbe Blau fasziniert immer wieder wie keine andere Farbe. Ich habe sogar meine Abschlussarbeit der Kunsttherapieausbildung darüber geschrieben. Und finde vieles von dem, was ich geschrieben habe darin, bei Dir wieder.
    Zum Thema Aggression und Blau: meine Erfahrung ist, wenn man sich lange genug intensiv mit Blau beschäftigt, kommt man ganz in die eigene Tiefe. Und da sitzen sie oft, die Aggressionen. Das Blau kann da die Ruhe vor dem Sturm sein…
    Sehr spannend.
    So let’s do it coloured!
    🙂 Barbara

  2. Oh wie schön! Eine Ode an meine Lieblingsfarbe! Und so vielseitig!
    Ja, ich liebe BLAU!
    …die Weite des Meeres und des Himmels.
    Zusammen mit einem weißen Strand und Sonne… Da fühle ich mich wohl.
    Außerdem habe ich blaue Augen, und immer wenn ich was Blaues trage hat mein Gesicht eine viel schönere Ausstrahlung.
    Also BLAU ist meine rundrum Wohlfühlfarbe.
    Viele Grüße Claudia

  3. Welch ein tiefsinniger und gut geschriebener Artikel! Bravo! Das lässt mich von nun an die Farbe ganz anders sehen -:) Ich lese das erste Mal von dir und fühle mich in Seelenverwandschaft….
    Darf ich den Beitrag bitte auf meinem Blog teilen ??www.reisenmitsinn.de – natürlich mit Querverweis

    Übrigens… das schönste Blau das ich kenne, ist das meiner Hortensie… jedes Frühjahr entzückt sie mich aufs Neue! Das Wunder der Natur zu beobachten.. wie zuerst die Blätter spriessen, sich langsam die Blütenknospen bilden und dann plötzlich an einem Sonnentag ist sie da…. die volle Pracht in herrlichem Kobaltblau!

    Liebe Grüsse
    Birgit

    1. Liebe Birgit,

      schön, dass dir der Artikel gefällt. Er kommt aus dem Herzen, das sich gerade in ganz tiefer blauer Stimmung befand. Um deine Hortensie beneide ich dich, meine blauen werden mit der Zeit immer rosa. Ich glaube, man muss dafür speziell düngen, was ich natürlich nie tue.

      Dein Blog ist übrigens sehr stimmungsvoll und bei mir kam gleich Reisesehnsucht auf. Gerne darfst du den Artikel darauf teilen.

      Liebe Blaugrüsse
      Elvira

      1. Liebe Elvira, gerade lese ich von Deinen Hortensien. Wir gießen immer das Wasser, in dem wir die Sonntagseier gekocht haben, an die Hortensien. Und dann blühen sie herrlich blau. Vielleicht ist das ja ein guter Tipp für Dich?
        Viel Erfolg mit Deinen Hortensien
        Katrin

  4. Liebe Elvira,

    jaaaa, auch ich liebe blau! Der Großteil meiner Kleidung ist blau, meine Brille ist blau, mein Geschirr hat natürlich auch ein blaues Muster. Und seit letztem Jahr haben wir an unserem roten Haus mit den weißen Kanten sogar eine himmelblaue Haustür! Es fühlt sich seitdem noch mal so gut an, nach Hause zu kommen.

    Blau symbolisiert für mich die Ruhe und Stille, die Tiefe und Gelassenheit, die Klarheit und Schönheit.

    Vielen Dank für Deine Liebeserklärung an das BLAU – es rückt auch für mich die Farbe wieder mehr in mein Bewusstsein,

    Katrin

    1. Liebe Katrin,

      bei der Beschreibung deines Hauses denke ich gerade an fröhliche Kindheit auf dem Lande. Bereits beim Lesen fühlt es sich gut an wie muss es da in echt sein.

      Herzliche blaue Grüße
      Elvira

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