Als Geschenk zum Geburtstag hatte ich „Das Lavendelzimmer“ von Nina George bereits vor 2 Jahren im November bekommen. Lavendel und Kälte passt gar nicht und so lag es im Regal und wartete darauf, gelesen zu werden. Eins sage ich dir vorweg, das Buch ist pure Sommersonne, entführt dich von Paris, der Stadt der Liebe direkt in den Süden Frankreichs. Aber der Reihe nach.
Eingeschlossen im Lavendelzimmer
Monsieur Perdus Gefühle sind zu Eis gefroren, sein Herz ist erstarrt, seine Welt karg und grau. Manon, seine große Liebe hat ihn verlassen. Plötzlich, aus heiterem Himmel war sie fort. Nur einen Brief hat sie hinterlassen. Einen Brief, den er nicht zu lesen wagt, von dessen Inhalt er nichts wissen will. Ungeöffnet schließt er ihn ein in das Lavendelzimmer, zusammen mit seiner Liebe, seinen Gefühlen und den Farben seines Lebens. Davor baut er eine dicke Mauer aus lauter Büchern.
Die Tage fließen eintönig dahin
Seine Wohnung enthält nur mehr das Nötigste. Alles hat er nach Manons Fortgehen in einem letzten Anfall von Gefühl in Wut und Zorn zerschlagen. Zerschlagen hat er auch seine Gefühle, sein Herz, seine Seele. Seine Welt ist eintönig und grau, grau wie seine Kleidung. 21 Jahre ist das her und M. Perdu wurde zum Schatten seiner selbst. Tag für Tag die gleichen Abläufe. Tag für Tag die gleiche Traurigkeit. Tag für Tag Stillstand, Alleinsein. Selbst die skurrilen Mieter und die neugierige Madame Bernard, die alle Attribute einer typisch französischen Concierge aufweist, können ihn nicht aufmuntern und aus seiner Erstarrung lösen. Ich leide mit ihm, denn ich kann seinen Schmerz nachfühlen, seine Trauer, seine Verlassenheit.
Bücher heilen
Sterben kann jeder. Aber leben? sinniert er am Kai von Paris und schaut zusammen mit einer alten Dame auf sein Bücherschiff Lulu. Liebevoll hat er auf dem alten Kahn eine „Literarische Notfallapotheke“ zusammengestellt. Bücher, mit denen er Gefühle behandelt, die nicht als Leiden anerkannt und nie von Ärzten diagnostiziert werden. Bücher als Medizin. Er ist davon überzeugt, dass Lesen einen an der Seele erkrankten Menschen heilen kann und ihn zurück ins Leben führt. Mit seiner Begabung, der Durchhörsicht, schaut und hört er hinter die Tarnung der Kunden und verkauft ihnen das Buch, welches sie mit Liebe von innen auskleidet. Nur einen einzigen Menschen kann er nicht heilen – sich selbst.
Niemand kann ihn von seiner Qual befreien bis eines Tages Catherine in die Nachbarwohnung einzieht. Dieses Zusammentreffen bringt ihn dazu, seine selbsterrichteten Mauern einzureißen.
Es löst die Leinen seines Bücherschiffs und macht sich auf die Reise zu seinem vergrabenen Ich, seiner gefrorenen Seele, zu seinen Erinnerungen. Damit beginnt ein ergreifendes „Flussmovie“ von Paris über die Kanäle Frankreichs bis in die Provence.
Begegnungen und Essen heilen
Das Lavendelzimmer ist ein lebenskluges Buch von der Überwindung der Trauer, von der Zeit, die es dafür braucht und von Menschen, die einem dabei helfen. So reist M. Perdu nicht allein. Einige Menschen springen auf seinen Lastkahn. Sie alle hüten ein Geheimnis und haben auf ihrer Lebensreise einen Teil ihres Selbst verloren. Da ist der neapolitanische Koch, für den Gewürze zum „Daran-riechen-und-glücklich-Sein“ da sind. Sie machen komische Sachen mit der Seele. Er glaubt, dass man nur mit der Zunge gut sieht und die Seele eines Landes essen muss, um es zu verstehen, um die Menschen zu fühlen, um es in sich aufzunehmen.
Sofort umwehte mich der Geruch von Knoblauch, Rosmarin und Lavendel, denn Nina George beschreibt so hingebungsvoll den Süden Frankreichs, dass beim Lesen tiefe Sehnsuchtsgefühle auftreten. Vorsicht – du möchtest sofort losfahren.
Die Zeit heilt alle Wunden
Die Autorin lässt dir viel Zeit, den Zauber der Landschaft in dich aufzunehmen. Während du auf dem Wasser dahingleitest, kannst du deinen eigenen Erinnerungen nachspüren. Was war gut in deinem Leben, was belastet dich, was willst du loslassen, welche Verletzungen deiner Gefühle brauchen noch Zeit zum Heilen? Schau auf die Landschaft wie sie sich verändert. Stück für Stück bringt dich das Schiff gen Süden. Die Hitze nimmt zu. Deine Augen berauschen sich an den Farben der Landschaft. Du riechst den würzigen Duft der Kräuter, genießt die atemberaubenden Sonnenuntergänge in Sanary-sur-mer und lauscht dem ewigen Rauschen des Meeres. Die Sonne streichelt deine Haut.
Nina George nimmt dich mit in die Provence, das Land der Liebe zwischen Manon und M. Perdu. Du spürst den Atem des Mistral, des Windes, der alles verrückt, Altes fortweht und Platz für Neues schafft.
Das Lavendelzimmer – ein Buch über Verlust und Trauer.
Sie begleitet dich am Anfang ständig, hört M. Perdu im Radio, geht den ganzen Tag mit dir, lässt dich im Schlaf nicht in Ruhe. Irgendwann geht sie mal fort, doch nie für immer. Die Trauer verrät dir, was im Leben wichtig ist, die Liebe.
Das Lavendelzimmer – ein Buch über die Liebe
Liebe, die schmerzt und den Anderen verletzt.
Liebe, die Mauern zum Einstürzen bringt und verschüttete Gefühle hervorzaubert.
Liebe, die berauscht und prickelt vor Erotik und Sehnsucht.
Liebe, die geduldig ist und warten kann.
Liebe ist lieben können und sich lieben lassen.
Liebe braucht Kraft, viel Mut und wenig Erwartung.
Das Lavendelzimmer
Ein Buch so seidenweich und wärmend, so voller Poesie und Freude am Leben.
Ein Buch wie eine Melodie, zauberhaft klingen leichte helle Töne.
Ein Buch flirrend wie die Luft in der Sonne und die Farben der Provence.
Ein Buch wie ein Dahingleiten auf dem Fluss des Lebens. Ein Buch, das dich an die Hand nimmt und tröstet.
Ein Buch zum langsamen Lesen, nichts zum Verschlingen in einer Nacht.
Ich kann es dir sehr empfehlen, eine wundervolle sinnliche Lektüre. Genau die Richtige für Sommertage, Urlaub, einfach nur so oder weil du Trost suchst und mal über dich nachdenken willst.
Lass uns zusammen LEBEN – LIEBEN – LACHEN
herrliche Bücher lesen
und in Gedanken eine Reise in den Süden machen
Deine Elvira
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Verlag: Knaur TB (1. April 2014)
ISBN-10: 3426509776
ISBN-13: 978-3426509777
broschiert oder als e-book 9,99 €
Von diesem Betrag erhalte ich ein paar Cent. Und wenn viele bestellen, trinke ich einen Cappuccino auf euch. Danke.
Lavendel mag ich nicht -!!!! aber Knoblauch –
ehrlich gesagt – mit Thomas habe ich ein wenig Mitleid
Lieber Christian,
musst du nicht. Er hat die gleichen Vorlieben und Abneigungen wie du. Aber ich mag Lavendelduft und kann nie genug davon bekommen.
Ganz herzliche Grüße
Elvira