Die Karnevalszeit, eine Zeit des Überflusses und der überbordenden Fröhlichkeit befindet sich gerade auf ihren Höhepunkt. Noch ein paar Tage, dann beendet die Fastenzeit 2017 dieses fröhliche Treiben, denn am Aschermittwoch ist bekanntlich alles vorbei.
Fasten ist chic und trendy
Noch vor ein paar Jahren war Fasten das seltsame Verhalten einiger merkwürdiger Menschen, die eine bestimmte Zeit der Askese zur Reinigung und Vorbereitung auf das Osterfest betrieben. In der Regel ging es um den Verzicht von Fleisch und/oder Alkohol. Nach und nach erweiterte sich dieses Spektrum auf Süßigkeiten, Rauchen bis hin zu Tätigkeiten wie Fernsehen schauen oder in neuester Zeit der permanente Handygebrauch.
Inzwischen scheint Fasten in der Rubrik chic und trendy angekommen zu sein. Verzicht üben boomt und Jeder, der was auf sich hält, bietet Aktionen, Hilfestellungen oder Tipps für diese 7 Wochen an. Das Angebot ist vielfältig und reicht vom Fastenwandern über Berg und Tal oder sogar in der Großstadt bis hin zum Heilfasten mit Begleitung (wirklich überhaupt nichts essen, nur trinken). Dazu gesellen sich unzählige Projekte, so dass man inzwischen die Qual der Wahl hat.
Verzicht, Enthaltsamkeit und Abnehmen
Alle Welt will fasten, so erscheint es mir. Wohin ich auch blicke, überall leuchtet mir diese Botschaft entgegen, seien es aufploppende Informationen auf Facebook, die Titelseiten der Regenbogenpresse oder bei Gesprächen mit Freunden. Na ja, die jährlich wiederkehrenden Fastentage spülen enorme Umsatzzuwächse in die Kassen der Regenbogenpresse und anderer Industrien, welche diese Zeit nutzen, um uns klarzumachen, dass wir dringend den Winterspeck und das zuvor mühsam angefutterte Hüftgold mit einer hochwirksamen Diät wieder loswerden müssen. Welch eine Geldverschwendung. Erst bezahle ich dafür, mir die ganzen Klöße, Nudeln, Plätzchen, Schokotäfelchen und Kumpanen einzuverleiben und anschließend, sie mit Hilfe von Drinks, Fitnessstudios und Partnern wieder loszuwerden. Ist doch Schwachsinn, oder?
Was will ich nun tun zur Fastenzeit 2017?
Das will wohl überlegt sein. Jedes Jahr stellt sich mir erneut die Frage: „Wo will ich Verzicht üben, Gewohnheiten verändern oder sogar Neues in mein Leben holen?“ Die Fastenzeit bietet sich für derartige Vorhaben prima an.
- Auf Fleisch, Alkohol, Süßigkeiten oder das Rauchen verzichten? Banal, langweilig, zu einfach, keine Herausforderung. Etwas kreativer darf es doch bitte sein.
- Wie wäre es mit gar nichts essen, also Fasten im wahrsten Sinne des Wortes, dem Körper alle feste Nahrung entziehen und nur trinken? Nee! Nur mal eine Woche. Nein! Versuchsweise. Nee, auf gar keinen Fall. Wer hat mir denn diese total verrückte Idee vorbeigeschickt? Wer weiß, ob das überhaupt gesund ist. Da streiten sich die Gelehrten. Klares Nein. Punkt. Bin doch nicht bekloppt.
- „Werfen sie Ballast ab, schreiten sie leichter durch’s Leben, werden sie ein neuer Mensch“ Mein Blick bleibt an einer Hochglanzbroschüre kleben. Wow. Darüberhinaus werden sich in diesen 7 Wochen meine Spiritualität erhöhen, mein Bewusstsein erweitern, mein Gefühlschaos klären, meine Gedanken reinigen, mein Wohlbefinden steigern, meine Gesundheit verbessern, mein Durchhaltevermögen stärken und was weiß ich noch alles. Und das Ganze ein Schnäppchen. Kurze Überlegung. Nee, das ist mir zuviel des Guten. Kann sein, dass ich mich hinterher selbst nicht mehr erkenne.
- Nach wie vor ist es die Sache mit den Plastikverpackungen, die mich umtreibt. Es nervt, wenn jedes noch so kleine Fitzelchen in Unmengen, angeblich schützender Folie eingeschweißt wird. Ich sollte über eine Neuauflage meiner Aktion von 2015 nachdenken.
- Meine Gewohnheiten auf den Prüfstand stellen, lese ich. Das hört sich gut an. Mir fällt da sogar spontan was ein, das mit meinen Lieblingswörtern zu tun hat. Die heißen ja „Zack“ und „schnell mal . . .“ Das Gegenteil wäre „Langsam und gelassen“. Überlege ich mir.
- Plus-Fasten? Tolles Wort, habe ich gerade eben gelesen. Das klingt vielversprechend, nach Neu, nach Fülle und mehr. Gefällt mir sehr gut.
Was mache ich denn jetzt? Schon wieder wird eine Entscheidung fällig. Das Leben ist manchmal schwer, wenn es keine festen Regeln und Hunderte von Möglichkeiten gibt.
Die Qual der Wahl: noch mehr Fastenaktionen
Da propagiert die evangelische Kirche „7 Wochen ohne“. Und was versteckt sich hinter „ohne“, darf sich das Jeder selbst aussuchen? Ein bisschen präziser könnte sie sich schon ausdrücken. Ach, um die Entschleunigung des Alltags geht es. Das würde zu Punkt 5 auf meiner Liste passen.
Und 7 evangelische Landeskirchen haben sich zusammengetan und rufen zum „Klimafasten“ auf unter dem Motto „Soviel Du brauchst“. Faszinierend. Jede Woche wird in diesem Zusammenhang ein anderes Thema beleuchtet: anders kochen, anders unterwegs sein, weniger kaufen, weniger Energie, das liebe Geld sowie Einkehr und Nachdenken. Das sollte ich näher unter die Lupe nehmen.
Vom Verein „Andere Zeiten“ hat mir der Postbote gerade den Wegweiser „Wandeln“ gebracht. Pure Vorfreude macht sich in mir breit. Die Geschichten, Gedichte und Zitate werden mich durch die Fastenzeit begleiten. Jede der 7 Wochen hat eine Überschrift, die mich jetzt bereits neugierig auf Mehr macht. Sie lauten: neugieren (hach, die automatische Fehlerbehebung will gleich korrigieren), selbstversuchen, verbinden, seinlassen, aufrichten, verschmerzen und wunderglauben (ja, kleingeschrieben!).
Die Fastenzeit 2017
Ein Wagnis ist es auf jeden Fall. Immer. Schließlich muss man sich trauen, was Neues in sein Leben zu lassen oder auch, was Altes wegzulassen. Manchmal reicht es bereits, Dinge und Abläufe neu zu denken. Oder sich mal bewusst mit einem unbekannten Thema zu beschäftigen. Fragen aufzuwerfen, Antworten zu suchen, Gewohnheiten auf den Prüfstand zu stellen.
Und dann heißt es Durchhalten. Solltest Du bei deinem gewählten Vorhaben zwischendurch doch mal „schwach“ werden, nimm es bitte gelassen. Das passiert. Na und? Mach einfach weiter.
Bist Du auch dabei, bei der Fastenzeit 2017 und wenn Ja, was machst Du? Ich freue mich auf Deine Kommentare und bin sehr gespannt.
Lass uns zusammen Leben – Lieben – Lachen
miteinander fasten und bunte Sachen machen
Deine Elvira
Hallo Elvira, deine Gedanken gefallen mir auch sehr gut, die du hier anstellst.
Ich hab auch einen Überblick gegeben in meinem wesentlichwerden-blog.
Wir ergänzen uns gut.
Ich werde das Klimafasten wöchentlich unter die Lupe nehmen. Vielleicht magst Du mit mir „laut denken“ im Blog … auf jeden Fall wünsche ich dir eine gelungene und inspirierende Fastenzeit.
Herzlicher Gruß. Petra
Liebe Elvira,
wir haben das Lutherjahr – da sehe ich die Enthaltsamkeit doch ein wenig mit anderen Augen
Übrigens: Bin heute noch mit den Guten Vorsätzen zu Beginn des Neuen Jahres
befasst und da gehörte „Fasten“ auch dazu.
Liebe GRüße