Jeder Mensch ist kreativ, wird allgemein behauptet. Von wegen – ich nicht. Vielleicht hat sich die Kreativität bei mir auch nur sehr gut versteckt, dann wird es höchste Zeit, meinem „verborgenen“ Talent wieder auf die Spur zu kommen. Nur wie?
Punkt, Punkt, Komma, Strich
Ich bewundere alle Menschen, die mit ein paar Strichen ganze Geschichten erzählen können, die mit Pinseln farbige Landschaften entstehen lassen oder mit ihren geschickten Händen wahre Wunderwerke gestalten. Als würde das noch nicht reichen, schwärmen diese von der kreativen Muse Geküssten dann noch davon, dass diese Tätigkeit sie von Stress befreit, beruhigt, entspannt und ganz ganz einfach sei. Muss ich auf all das verzichten? Bleibt mir in alle Ewigkeit nur die Rolle der Zuschauerin? „Ich will auch malen können“, fordert das trotzige Kind in mir und in meiner Vorstellung sehe ich bereits, wie exorbitant bunt und grandios in Zukunft meine Reisetagebücher aussehen oder meine handgeschriebenen Notizen visuell aufgewertet werden oder . . . aber vorher muss ich mein kreatives Genie erst noch finden.
(Der folgende Text ist Werbung. Muss ich schreiben, ist gesetzlich vorgeschrieben. Oder ist es keine Werbung, weil ich dafür ja kein Geld bekomme sondern diesen Artikel aus purer Begeisterung schreibe? Auf jeden Fall ist es eine Empfehlung mit dem Prädikat: grandios.)
Wo ist sie nur? Wo hat sie sich versteckt, meine Kreativität?
Meine Wünsche bekommen Flügel und flattern auf der Suche nach der Kreativität durch das Land. Die Gedanken weben pausenlos unsichtbare Fäden und verschicken sie in alle Himmelsrichtungen. Nichts geschieht. Hat keinen Sinn, denke ich. Nur das Trotzkind behält seinen Mut und seine Zuversicht. Inzwischen ist aus dem Frühling Sommer geworden. Plötzlich, wie aus dem Nichts ist er da, der Kurs „30 Tage kreativ mit Marketing-Zauber“ von Birgit Schultz – und das Ganze kostenlos, man stelle sich das mal vor, diese Großzügigkeit. Trotzkind sitzt auf meiner Schulter und schnappt vor Begeisterung fast über. Es sieht sich bereits auf einer Stufe mit Picasso, Monet oder Gauguin, als ich auf den Anmeldebutton tippe.
30 Tage lang auf den Weg zu mehr Kreativität
Da ist sie, die Aufgabe für Tag 1. Sie lautet: Zeichne auf ein Blatt 16 Felder von 4 x 4 cm. Das ist ja einfach. Nee, ziemlich schwierig. Verflixt, wo gibt es denn in dieser Wohnung ein Lineal, denn mein Anspruch ist schon gehobener, neigt sich in Richtung Perfektionismus, dem ich kaum entkomme. Mit so einem Geschmiere und Geklecksel fange ich erst gar nicht an. Es muss schon seine Ordnung haben. Ohne Lineal geht da nichts.
Nun liegt da ein weißes Blatt auf meinem Tisch. Zu ihm gesellen sich Kuli und Bleistift. Alle drei warten geduldig, während ich durch alle Zimmer renne, in jede Schublade schaue bis ich endlich, natürlich in der letzten, ein Lineal finde. Wußte ich doch, dass es eins gibt. Nun bremst mich nichts mehr. Blumen soll ich in die Quadrate zeichnen, 16 Stück, jede anders. Easy. Und weil es so schön war, habe ich das Gleiche nochmals gemacht – nur dieses Mal mit Gesichtern. Uiiih, sehen die witzig aus.
Tag 2 und die Überlegung: „Was hat denn Weglassen mit Kreativität zu tun?“
Oft habe ich von allem Vielzuviel. Zu viele Dinge, zu viele Gedanken, zu viele Projekte, zu viele Interessen und vor allem zuviele Wörter. Gibt es das? Natürlich. Du solltest mir mal zuhören, wenn ich mich in der Wörter-Blubber-Phase befinde. Mein Sohn behauptet dann: „Mama, du bist anstrengend.“
Oft reden wir und reden und reden, meistens drumherum. Wir sagen mit vielen Wörtern, was wir gerne hätten oder täten, doch der andere bekommt unsere Wünsche nicht mit, da sie hinter viel Gebrabbel versteckt sind. Von Politikern kennt man das ja, letztens hat man es wieder von unseren Fußballstars gehört, wehe, wer da Klartext redet, der ist selber schuld, wenn er ausgesondert wird. Sprichwörter verdeutlichen es „Um den heißen Brei herumreden“, „Lange Rede, kurzer Sinn“ oder „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ – mehr fallen mir spontan nicht dazu ein.
Am 2. kreativen Tag soll ich aus einem beliebigen Text einen neuen Text schreiben, indem ich in der Urfassung alle nicht benötigten Wörter schwärze. Ich habe die Aufgabe geändert und alle Wörter eingekringelt, welche mich beim Überfliegen eines 2-seitigen Artikels in einem Reisejournal besonders angesprochen haben. Übrig blieben:
freiwillig – Grenzen überschreitet – eigenen Körper – intensiv spüren – unberührte Natur – Sinnsuche
Und hier aus einem 4-seitigen Artikel einer Biozeitschrift:
Königin – violett – Macht – Magie – Ausstrahlung – Lavendelfelder – Wohlbefinden – anlocken – Markenbotschafterin
Im Nachhinein habe ich festgestellt, dass Schwärzen sinnvoller wäre. Die Konzentration auf die verbliebenen Wörter ist dann viel stärker, ihre Wirkung und Aussage wird intensiviert. Trotzdem mochte ich diese radikale Vorgehensweise nicht.
Kreativität ist sehr sinnlich
In der Kühle des frühen Morgens freue ich mich, wenn es eine Draußen-Aufgabe gibt. Dann streife ich durch die Natur, beobachte, fühle, taste und schnuppere. Die Nachmittage sind wie geschaffen, mich ganz in die Drinnen-Aufgaben zu vertiefen. Hinter zugezogenen Vorhängen schwelge ich in Farben, obwohl die sich auf die ausgeborgten Bunt- und Filzstifte meiner Enkelin beschränken. Das Schöne an diesem Kreativkurs ist, dass alle Sinne angesprochen werden. Und so lasse ich mich treiben. Der Sommer trägt seinen Anteil dazu bei. Nach drei Monaten mit strahlendem Sonnenschein fließt das Leben langsamer. Die Tage schleichen gemächlich dahin. Ich sehne mich nach dem Geruch von Regen auf heißer staubiger Erde.
Viele weitere spannende Aufgaben folgen, die den Blick schulen, die Wahrnehmung lenken, die Beobachtungsgabe fördern, Dinge in einen anderen Kontext stellen und sogar an Denkmustern rütteln. Mal heißt es Reduktion auf eine einzige Sache und keinerlei Ablenkung durch Details, dann wieder jede winzige Einzelheit beachten.
Im Schlafzimmer von van Gogh
Auch das passiert bei diesem Kurs. Am Tag 12 blinzele ich mich durch das Schlafzimmer von Vincent van Gogh in Arles. Was ich daraus gemacht habe, ist auch mit viel Wohlwollen nicht direkt als abstrakte Kunst zu bezeichnen.
Bei meinem lieben Thomas, der einen Blick auf mein Kunstwerk geworfen hat, zieht sich ein Mundwinkel leicht nach oben. (Soll ich das jetzt als Spott auffassen?) Als ich ihm erkläre, was er da sieht, kommt die Bemerkung: „Aber ein bisschen verrückt bist du schon.“ Juchhu, ich bin auf dem besten Weg zur Künstlerin. Thomas erkennt mein bisher verborgenes Maltalent. Welch ein Aufeinandertreffen der Befindlichkeiten. Van Gogh soll ja auch verrückt gewesen sein, denn welcher Mensch mit klarem Kopf schneidet sich schon selbst ein Ohr ab. Nun gilt er als einer der größten Künstler und wird als Genie tituliert. Gar nicht auszumalen, wohin mich meine Ambitionen noch führen werden, denn ich besitze zwei! Ohren (und dabei bleibt es auch). Ich bin ein Genie, also knapp davor, sozusagen auf dem Weg dorthin. Das ist der Wahnsinn.
Vom Verführen, Umgarnen und Gefutzele
Und es geht weiter. Birgit hat viel Abwechslung in diese 30 Tage hineingepackt. Es gibt Lektionen zur Musik, da bin ich sehr verführt, mich von Rhythmus und Melodie umgarnen zu lassen und die Zeit zu vergessen. Es gibt die Aufforderung, durch Betrachtung das Staunen wieder zu lernen, was meine Lieblingsbeschäftigung ist, wenn ich erstklassige Nahaufnahmen von Pflanzen oder Zeitlupensequenzen in Tierfilmen sehe. Aber auch Futzelsachen sind dabei, also was Kleinteiliges. Das liegt mir nicht so, da bin ich großzügig drüber hinweg gegangen und werde mich vielleicht in einer stillen Stunde damit beschäftigen. Und ganz nebenbei lerne ich sagenhafte Sachen kennen, z.B. führt eine bestimmte Art der Malerei dazu, dass neue Denkimpulse entstehen. Das ist doch grandios.
Natürlich ist auch Erzählen kreativ und schreiben. Finde Kontrastpaare, heißt eine Aufgabe aus dieser Rubrik. Nichts einfacher als das. 20 Paare sind schnell notiert, dann beginnt das Nachdenken. Um möglichst viele Paare aufschreiben zu können, habe ich bei Gesprächen genau hingehört und jedes Wort abgeklopft, ob es dazu einen Gegensatz gibt.
Melde dich an und entdecke deine Kreativität
Birgit erzählt in einem Anschreiben, dass sie während ihrer kreativen Weiterbildungen manches Mal in einen wahren Rausch verfallen ist. Der ereilt mich auch sehr oft, eigentlich täglich. Ich beginne und kann gar nicht mehr aufhören. Die Schaffensfreude wächst, begleitet mich durch den ganzen Tag und erweitert die Grenzen meiner bisherigen Wahrnehmung. Mein Umfeld, die Welt in der ich lebe, sieht auf einmal ganz anders aus. Unglaublich.
Mein Kurs ist fast zu Ende. Wenn du jetzt ebenfalls deine Kreativität entdecken oder ihr einen ordentlichen Schubs verpassen willst und das kostenlos, dann klick hier und melde dich gleich an (im blauen Kästchen am Ende des Artikels). Da gibt’s auch bereits wunderbare Beispiele. Los geht’s.
Lass uns zusammen Leben – Lieben – Lachen
unsere versteckten Talente entdecken
und bunte Sachen machen
Deine Elvira
PS: Bist du ein kreativer Mensch und was machst du so? Erzähl es mir im Kommentar. Vielen Dank.
Liebe Elvira,
danke für Deine inspirierenden Schilderungen.
Ich denke, dass ich schon eine Kreative bin, aber ,ich leider noch immer viel zu oft von der inneren Kritikerin einbremsen lasse.
Ich arbeite ja sehr viel mit Collagen, hab jedoch gerade eine Schaffenspause, weil ein wenig lustlos geworden oder mich die Muse nicht geküsst hat. Hoffe, ich finde meinen spielerischen Zugang wieder.
Hab mich auf jeden Fall gleich mal angemeldet und freue mich auf einen kreativen August.
Ich wünsche Dir auch noch einen wunderbaren Sommer und viele Musenküsse.
Herzlichst
Beatrice
Oh wie schön, liebe Beatrice. Mir hat der Kurs sehr viel Spaß gemacht, weil die Aufgaben so vielseitig waren. Was mir gefiel, habe ich gleich doppelt und dreifach wiederholt und anderes einfach weggelassen.
Dann wünsche ich dir einen kunterbunten kreativen Sommer
Elvira
Liebe Elvira,
wie wunderbar, Deine Reise zu Deiner Kreativität.
An Deiner Kreativität hatte ich nie Zweifel, so lebendig und ganz eigen, wie Du Deinen Blog schreibst.
Aber so ist das mit der Eigen- und der Fremdwahrnehmung…
Kreativität ist meiner Erfahrung nach so individuell, und sie zeigt sich bei jeder und jedem in ihrer ureigenen Weise – wie die Gesichter in den Bäumen oder Wolken.
Ich wünsche Dir weiter viel Freude beim Entdecken Deiner Schöpferkraft.
Alles Liebe,
Barbara
Liebe Barbara,
ja, mit der Eigenwahrnehmung ist das so eine Sache. Sich selbst findet man nie gut genug, immer nagt da ein kleiner Zweifel. Ich glaube, das betrifft besonders Frauen. Wir wollen alles besonders gut machen und mir geht es dann oft so, dass mir auf halber Strecke die Puste ausgeht. Danke für deine lieben Wünsche und den Zuspruch.
Ganz herzliche Grüße
Elvira
Liebe Elvira,
ich bin ganz gerührt! Herzlichen Dank für Deinen tollen Bericht zu meinem 30-tägigen Kreativitätsworkout. Ich freue mich unglaublich, dass Du so viel daraus für Dich mitnehmen kannst!
Zauberhafte Grüße
Birgit
PS: Bist Du so lieb und korrigierst noch die Schreibweise meines Nachnamens? Du hast das „T“ auf magische Weise verschwinden lassen … 😉
Oh, liebe Birgit, da waren wohl Zauberkräfte am Werk. Ich hatte extra nachgesehen und trotzdem . . . wusch, weg. Du bekommst selbstverständlich ein neues frisches „T“