Großeltern und Enkel unterwegs im Elbsandsteingebirge

Wenn wir mit unserer Enkelin Urlaub im Elbsandsteingebirge machen, dann entdecken wir Unglaubliches, noch nie Gesehenes, geradezu Märchenhaftes und bestehen so manches Abenteuer.

Ausgangspunkt unserer Aktivitäten ist der kleine Ort „Stadt Wehlen“ direkt an der Elbe. Er wirbt mit dem Slogan „Die Perle der Sächsischen Schweiz“. Ein Stückchen weiter oben am Hang liegt „Dorf Wehlen“. Ich finde diese Unterscheidung der zwei gleich großen Ortsteile irgendwie witzig. Warum das so ist, entzieht sich meinen Kenntnissen.

Blick von der Burgruine der Stadt Wehlen auf den vorbeifahrenden Elbdampfer

Das Elbsandsteingebirge entdecken mit den Augen eines Kindes

Zusammen ein Teil der Ferien mit der Enkelin zu verbringen ist vergnüglich, aufregend, lustig aber auch anstrengend. Für sie ist jeder Moment interessant. Akribisch und gründlich wird die Gegend erforscht. Jede noch so kleine Kleinigkeit findet Beachtung. Nie wird sie müde, uns „Alten“ ihre Neuentdeckungen zu zeigen, Fragen zu stellen und den Dingen auf den Grund zu gehen: so penetrant, dass es manchmal nervt und so lange bis sie rundum zufrieden mit den Antworten ist. Dann geht es weiter zum nächsten Fundstück und der ganze Prozess beginnt von vorn. Eine Herausforderung. Deinen eigenen Gedanken nachhängen, abschalten, die Ruhe des wildromantischen Naturparks genießen, kannst du mit einem Kind an deiner Seite vergessen.

Unter den Baumwurzeln ist das Reich der Zwerge und Waldfeen

Die Siebenjährige läuft mal schnell, mal langsam. Sie bleibt stehen, weil sie eine ganz besondere Blüte entdeckt und sie nun in allen Einzelheiten inspizieren und fotografieren muss. Das kann dauern. Sehr lange dauern. Später wird sich ein umfangreicher Entscheidungsprozess anschließen, ob es diese kleine Schönheit wert ist, in ihr Forscherbuch aufgenommen zu werden. Durch ihren Forschergeist sehen wir Erwachsene so manches Wunder der Natur wie den gut getarnten Schmetterling. Achtlos wären wir an ihm vorübergeeilt, weil wir nur auf das Erreichen unseres Etappenziels fixiert waren.

Perfekte Tarnung: kleiner Kohlweißling an einer Distel

Expedition zur Bastei mit Durchqueren von Teufelskammer- und Schlucht sowie anschließender Verzauberung

Sie klettert auf Felsen und windet sich durch dunkle Höhlen. Sie balanciert über Baumstämme und schaut hinter jeden Stein. Sie beschwört die Waldgeister, damit sie uns nichts tun, weil wir in ihr Reich eindringen. Sie sucht Zwerge und Wichtel unter bizarr geformten Baumwurzeln. Sie sorgt sich um unser Wohl und achtet darauf, dass wir nicht vom Weg abkommen. Sie hat Hunger und Durst und fordert ein Picknick. Jetzt, sofort, auf der Stelle und nicht erst gleich oder später.

„Ein wahrhaft großer Mensch verliert nie die Einfachheit eines Kindes.“ (Konfuzius)

Folgen wir brav ihren Wünschen und Anweisungen, dann läuft meine Enkelin fröhlich die unzähligen Stufen treppauf, treppab. Jeden Zentimeter der Strecke kommentiert sie. Unaufhörlich quellen die Worte aus ihrem Mund, alles ist fürchterlich spannend und hochinteressant. Irgendwann bitte ich sie, Rücksicht zu nehmen, denn ich habe das Gefühl, dass in meine Ohren kein einziger Buchstabe mehr hineinpasst. Nach zwei vergeblichen Versuchen, werde ich laut. Ein schräger Blick, beleidigtes Gesicht und Funkstille. Herrlich, die Sonne scheint, die Blätter rascheln leise im Wind, erholsame Ruhe.

Wir haben es gewagt

Da tönt ein aufgeregtes Stimmchen an mein Ohr: „Mimi, Mimi, da war der Teufel. Mimi, ich habe ein Stück von seinem Mantel gesehen, ganz sicher. Und schau mal Mimi, da unten in dem Wasser, da badet er bestimmt. Mimi, uiih, hier war der Teufel ganz wütend und hat mit dem Baumstamm geworfen. Jetzt ist das Geländer kaputt. Pass auf Mimi, damit du nicht den Berg runterfällst. Willst du meine Hand nehmen? Mimi, schaffst du es auf den Fels zu klettern. Mimi, ob der Teufel in dieser Höhle zuhause ist? Mir ist gruselig. Mimi, Vorsicht, es ist nass und rutschig. Ich helfe dir.“

Ob da drin der Teufel wohnt?
Ich schaue mal nach. Schön schaurig ist es und sooo gruselig

Wir befinden uns gerade auf dem Rundweg durch die  Teufelskammer und Teufelsschlucht. Ob der Teufel wirklich hier gewütet hat? Wer weiß. Was ich sicher weiß: Meine Ohren fallen gleich ab bei dem fürsorglichen Wortschwall, den das Kind auf mich niederprasseln lässt.

Schließlich stehen wir auf der Basteibrücke. Beim Blick in den Abgrund schaudert es mich. Ich halte mich in der Mitte, versuche meiner Höhenangst Herr zu werden und sie möglichst nicht auf das Enkelkind zu übertragen.

Grandioses Bauwerk aus Menschenhand – die Basteibrücke

Von der Besucherplattform genießen wir einen herrlichen Ausblick. Blau schlängelt sich die Elbe durch das Tal, gesäumt von den bizarr aufragenden Felsnadeln des Elbsandsteingebirges und malerischen Ortschaften. Die schwindelerregendste Stelle auf einem überhängenden Felsvorsprung ist auf Dauer gesperrt, da Erosionen im Stein die Sicherheit der Besucher gefährden. Gott sei Dank. Mir reicht es auch so, denn der Abstieg über die Schwedenlöcher nach Rathen steht mir noch bevor. Und der ist mit seinen steilen Passagen ebenfalls eine Herausforderung für mich als bekennendes Höhen-Weichei.

Blick vom Basteifelsen auf bizarre Felsformationen

Später lassen wir uns von der „Zauberflöte“ verzaubern. Wir sind hingerissen von der farbenprächtigen Aufführung in der einmalig schönen Felsenbühne Rathen. Gebannt verfolgt die Siebenjährige die Rettung der Prinzessin durch Prinz Tamino, unterstützt vom Vogelhändler Papageno und einer Gruppe jugendlicher Akrobaten. Begeistert applaudieren wir noch zur gelungenen Inszenierung als schon dunkle Wolken aufziehen.

Eine hinreißende Aufführung auch für Kinder: „Die Zauberflöte“ auf der Felsenbühne Rathen

Das Elbsandsteingebirge – ein natürliches Kinder-Wunder-Abenteuerland

Schlotternde Knie hin oder her. Es nützt alles nichts. Die Enkelin will klettern und meine Phantasie gaukelt mir die schrecklichsten Szenarien vor, was ihr alles passieren kann. Bei meinen eigenen Kindern war ich da viel gelassener, sicherlich weil ich deren Fähigkeiten besser einschätzen konnte. Mit jedem Tag wuchs jedoch mein Vertrauen in ihre Künste. Wir kraxeln auf den Rauenstein, durchstreifen den Utterwalder Grund oder laufen an der Elbe entlang.

Hoch auf den Rauenstein. Wer zu dick ist, muss unten bleiben. Wir durften alle hoch kraxeln
Der Rauenstein
Blick in den Abgrund und Zittern, dass das Enkelkind heil unten ankommt

Erst der Lilienstein lehrt mich wieder das Grauen. Steil geht es durch den Wald bergan. Und dann sehen wir ihn, diesen markanten steinernen Koloss, gekrönt von den Obelisken, der an die Besteigung von August den Starken 1708 erinnert. Da wollen wir hoch. „Komm Mimi, es ist ganz einfach, du brauchst keine Angst haben, ich bin bei dir.“

Eine neue Kletterherausforderung: der Lilienstein

Derart motiviert erklimme ich die Stiegen. Sie winden sich durch enge Felsspalten, scheinen direkt in den Himmel zu führen. Wir erreichen ein Gipfelplateau. Der Wind pfeift uns um die Ohren. Weiter. Und da ist sie: eine Metallgitterbrücke, die in schwindelerregender Höhe den Abgrund zwischen zwei Felsen überspannt. Sie scheint mich zu verhöhnen: „Das packst du nicht.“ Von wegen, das wäre ja gelacht. Mit seinen feinen Antennen bemerkt das Kind meine Unsicherheit, zögert. „Komm“, locke ich, „wir sind Entdecker und gehen jetzt Hand in Hand darüber.“ Unser Mut wird belohnt. Die Aussicht ist grandios.

Zitternde Knie, grandioser Ausblick
Der Ausblick vom Lilienstein auf die Elbe

Ein Stückchen trauen wir uns noch. Die in Stein gehauenen Stufen schlängeln sich außen um den Fels herum. Mein Herz hämmert und befiehlt: „Schau in die Weite, in die Weite, nicht nach unten!“ Ich zittere. „Lass dir nichts anmerken, ruhig atmen, du schaffst es“, motiviert mich meine innere Stimme. Mein Rücken ist schweißnass. Ich drücke die kleine Kinderhand in Thomas’ große. Zu spät. Meine Panik hat sich auf meine Enkelin übertragen. Sie bleibt wie zur Salzsäule erstarrt stehen. Mit einer Geschichte und der Aussicht auf eine Fanta (gibt es sonst bei uns nicht) in der Bergbaude lässt sie sich zum Rückweg in „sicheres“ Gelände überreden. Bei der Besprechung, welche „Gefahren“ wir eben überstanden haben, kommt sogar leichte Euphorie bei uns auf. Wir sind schon supertolle Forscher. Die trägt uns, als es an den Abstieg über extrem steile Leitern geht. Unten angekommen sind wir stolz wie Bolle auf unsere Leistung. Yeah.

Oben auf dem Lilienstein. Treppen schlängeln sich an senkrecht abfallende Felsen: „Schau nach vorn, nicht nach unten!“

Gemeinsam mit dem Enkelkind verreisen zu dürfen ist ein Geschenk, welches ich dankbar annehme. Zwei Wochen lang sind wir auf Felsen geklettert, haben Brombeeren genascht, verzauberte Welten bestaunt, dunkle Höhlen erforscht und märchenhafte Wesen gesucht. Wir haben uns sogar in das düstere Reich des Teufels gewagt.

Bei einem solchen Urlaub gibt es natürlich auch ein paar wenige Regeln. Welche das sind und warum wir fast verhungert wären, erfahrt ihr im Teil 2. Klick hier und lies weiter.

Seid ihr auch Großeltern und verreist hin und wieder mit den Enkeln? Wohin fahrt ihr und warum gefällt es euch da? Schreibt mir doch einen Kommentar. Ich bin sehr gespannt und freue mich über jeden Tipp.

Lasst uns zusammen LEBEN – LIEBEN – LACHEN
mit den Enkelkindern verreisen
und verrückte Sachen machen

Deine Elvira

2 Kommentare, sei der nächste!

  1. Danke Elvira, das war klasse. Ich genieße ebenfalls die Zeit mit unseren Enkeln, egal ob Zuhause oder unterwegs.
    Die Felsenbühne, Rathen, das Elbsandsteingebirge vor Jahren mit meinem Mann erlebt, so schön.
    Da kamen Erinnerungen auf….
    Bis bald…LG
    Geertje Wallasch alias July Jürgens 😉

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