Fastenzeit 2015

Fastenzeit – mehr Frust oder mehr Freude?

Da sind sie wieder, die Riesenbuchstaben, die mich anstarren, mir ein schlechtes Gewissen machen und Überschriften bilden wie

In 14 Tagen zur Traumfigur
Die Revolution – werden sie schlank ohne zu hungern

und weil das alles noch nicht reicht, tönt es aus vielen Ecken, dass am Aschermittwoch alles vorbei ist. Die Fastenzeit beginnt. Schluss mit Spaß und Freude, lecker Essen und Trinken. Übe dich 7 Wochen in Verzicht. Dieses ganze Szenario schickt meine Laune auf den Tiefpunkt.

Die Fastenzeit beginnt

Auf einmal tauchen überall Menschen auf, die mir begeistert und mit glänzenden Augen von ihren zukünftigen Ruhmestaten berichten. Sie werden auf Süßigkeiten, auf Alkohol, auf Fleisch, auf das Abendessen, das Frühstück, auf weißes Mehl, auf was weiss ich noch alles verzichten. Und ich? Ich bin kurz davor, Schreiattacken zu bekommen. Ich koche so gerne und esse noch lieber, besonders in Gesellschaft. Soll das wirklich für sieben Wochen alles eingeschränkt oder vorbei sein?

Fastenzeit identisch mit Diätzeit?

In jungen Jahren gehörte ich zu denen, die jeden Tag auf die Waage stiegen. Jedes Gramm zuviel kam einem Weltuntergang nahe. Dabei wäre das gar nicht nötig gewesen, denn ich konnte essen was ich wollte, ohne zuzunehmen. Mit den Wechseljahren änderte sich das. Stetig und unerbittlich rückte der Zeiger der Waage nach oben.

Versuch und Irrtum

Also, her mit der Superdiät. Bei der Ersten sollte ich auf Nudeln, Reis, Brot und mehr verzichten, dann purzeln die Pfunde, versprach sie. Nach zwei Wochen habe ich das Experiment frustriert abgebrochen, denn meine Gier auf die schlimmen Kohlehydrate stieg ins Uferlose.
Bei der Nächsten machte mich dieses ganze Kalorienzählen fertig. Kurz und bündig: Ich habe keine für mich passende Diät gefunden.

Stimmen in meinem Kopf

In dieser Zeit liefen in meinem Kopf mehr als seltsame Dinge ab. Obwohl ich satt war, suggerierte mir mein Gehirn: „Denk daran, du bist auf Diät. Du musst Hunger haben. Bestimmt hast du Hunger. Du solltest jetzt gleich was essen.“ Und diese Stimme war laut und immer wiederkehrend. Erst als ich in der Nacht den Kühlschrank plünderte, gab sie für eine Weile Ruhe.

Frust steigt, Selbstwertgefühl sinkt

Schluss mit solchen Aktionen, die mein Selbstwertgefühl untergraben, weil ich nie durchhalte. Schluss mit solchen Luxusproblemen wie ein paar Pfund zuviel (gilt nicht für Übergewicht, welches die Gesundheit schädigt). Schluss mit dem Schlankheits-Wahnsinn. Schluss mit dem Diät-Stress. Schluss mit dem Vorführen spindeldürrer Klappergestelle als Vorbild für Schönheit. Schluss und nie wieder.

Das Wissen einer alten Frau bringt die Erlösung

Ich beherzige ab sofort den Hinweis einer weisen, jetzt 90jährigen, rundlichen, lebenslustigen Dame. Als ich im zarten Alter von 40 Jahren war, hat sie mir gesagt, dass Frau ab den Wechseljahren alle 10 Jahre ungefähr 5 kg Gewicht zulegt. Das kann ich inzwischen bestätigen und mir ausrechnen, wo ich mich mit 80 Jahren befinde: 75 kg bei einer Größe von 1, 60 m. Dann bin ich so wie eine viereckige Schokolade – quadratisch, praktisch, gut. Das gefällt mir. Ich akzeptiere, dass die Natur das bestimmt richtig eingerichtet hat und ich nichts dagegen tun kann. Super.

Beste Laune und Freude im Gesicht

Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, ICH will bleiben wie ICH bin.

  • Über meine Figur wäre Peter Paul Rubens vor 400 Jahren begeistert gewesen. Er hätte mich gemalt.
  • Meine Kleidung ist auf meine Kurven abgestimmt, darf mit Farben auffallen und einen Schuss Extravaganz enthalten.
  • Ich bin verliebt in meine Lippenstifte. Sie leuchten in lila, pink oder rot.
  • Meistens habe ich das „Strahlend-Gute-Laune-Gesicht“ und das lenkt von allen anderen „körperlichen Schwächen“ ab.

Schau dich doch mal ganz genau im Spiegel an. Schau auf deine positiven Seiten. Vergiss den Figurkram. Was findest du an dir schön? Wenn du es gefunden hast, dann betone es, setze es in Szene und fühle dich wunderbar dabei.

Fastenzeit
Fastenzeit ist kein Diätfrust

Werde wach und brich auf

Es ist eine Zeit der Reinigung, des Nachdenkens, des Aufbruchs. Ich erwache aus dem Winterschlaf, die Frühlingsluft kitzelt in der Nase und ruft mich nach draußen. Fasten macht wach, eröffnet neue Perspektiven. In der Fastenzeit versuche ich Gewohnheiten zu verändern, Neues zuzulassen und auszuprobieren sowie besonders achtsam mit mir umzugehen.

Ich mache mit!

Mein persönliches Fastenprojekt läuft unter dem Thema „Weniger ist mehr“.

Gewichtsmäßig heißt das:
Weniger Sättigungsbeilagen (was für ein blödes Wort für Kartoffeln, Reis und Co.) dafür mehr Salat und Gemüse.

Weniger von der guten Butter und der leckeren Schokolade, mehr von . . .? Da will mir partout nichts einfallen. Nein, ich esse keine Margarine nicht und erst recht keinen fettreduzierten Kram! Die Herstellungsmethoden sind mir mehr als suspekt.

Weniger von meinem Lieblingswein, dafür mehr Wasser.

Weniger sitzen und mehr raus an die frische Luft. Bewegung tut gut, Probleme werden bei einem Spaziergang gelöst und neue Ideen sprießen.

Das ist der leicht zu bewältigende Teil des Projekts.

Jetzt kommt die ganz große Herausforderung – weniger Plastik

Wie bin ich eigentlich auf diese blöde Idee gekommen? Weil ich mich ärgere, dass jedes noch so kleine Teil, Obst, Gemüse, Fleisch, überhaupt alles in überdimensionierte, schwer zu öffnende Verpackungen eingeschweißt wird. Mir ist allerdings schleierhaft, wie ich das verwirklichen kann.

Das ist der extrem anstrengende Teil. Ich glaube, da muss ich sehr kreativ sein. Gut, dass ich noch Zeit zum Nachdenken habe wie ich das bewerkstelligen kann.

Wie erlebst du die Fastenzeit?

Verzichtest du auf bestimmte Dinge und wenn ja welche? Hast du ein Vorhaben und möchtest in den nächsten Wochen die ersten Schritte gehen? Möchtest du was verändern?

Ich freue mich über einen Kommentar oder eine E-mail. Vielleicht entwickelt sich was daraus. Wir können unsere Erfahrungen und Gedanken austauschen, uns gegenseitig stärken und gemeinsam auf Ostern zugehen.

Lass uns zusammen LEBEN – LIEBEN – LACHEN
und die Fastenzeit zu etwas Besonderem machen

Elvira

8 Kommentare, sei der nächste!

  1. Liebe Elvira,

    fasten werde ich nicht. Nicht jedenfalls wegen der Fastenzeit und auch nicht um abzunehmen. Das habe ich mir schon vor Jahren einfach abgewöhnt. Auch Einschränkungen wegen des Gewichts bringen bei mir überhaupt gar nichts. Im Gegenteil. Ich habe sogar noch zugenommen, als ich mich eingeschränkt habe mit dem Essen (obwohl es gutes Essen war!)
    Also habe ich beschlossen wegen meines Gewichtes nichts mehr zu unternehmen, sondern lieber das Essen genießen und siehe da, so langsam purzeln die Pfunde.

    Dennoch habe ich letzte Woche richtig gefastet, einfach so, weil ich das Gefühl hatte, das muss jetzt sein. Ergebnis: zuerst wurde ich so richtig wütend und habe festgestellt, dass da ein ganzer Vulkan aus mir rauswollte. Und dann bin ich dem Vulkan auf die Spur gegangen, auf den Grund und habe die wahre Ursache meiner Wut erkannt.

    Ich nutze das Fasten meist dazu um mir klarer, bewusster zu werden. Und da reichen mir meist ein paar Tage. Aber dafür ist das Fasten für mich genial.

    Herzliche Grüße
    Barbara

    1. Liebe Barbara,

      Fasten ist wirklich genial, es hat einen reinigenden Charakter. Ich mag an der Fastenzeit das Nach-Innen-Schauen und seine Gewohnheiten und Routinen auf den Prüfstand zu stellen.

      Liebe Grüße
      Elvira

  2. Ich werde in der Fastenzeit bewusst auf Alkohol verzichten. Das mit dem Plastikverzicht finde ich gut, aber total schwer. Was ich mir schon für mich überlegt habe, wäre der Verzicht auf Konsum von Klamotten und Schuhen. Eine echte Herausforderung

    1. Bei dieser Herausforderung gibt es mehrere Möglichkeiten:
      1.) Das Geld parken und dann nach Ende der Fastenzeit in Konsumrausch verfallen, was wohl nicht Sinn der Sache wäre.
      2.) Die vorhandenen Klamotten neu entdecken und sie anders kombinieren.
      3.) Die Gelegenheit nutzen, in sich gehen und ergründen, warum Kleidung und Schuhe locken und zum Kauf verführen.
      4.) Statt Shoppen sich was anderes Gutes tun und da würde mir sehr viel einfallen und dir bestimmt auch.

      Fastenzeit ist für mich, ganz bewusst seine Gewohnheiten und Routinen auf den Prüfstand zu stellen und womöglich was ganz Neues zu entdecken. Ja, das mit dem Plastik lässt bereits im Vorfeld leichte Verzweiflung aufkommen.

      Liebe Grüße
      Elvira

      1. Hallo, liebe Elvira….wie Thomas sagt, da hast Du Dir ja wieder was Schönes ausgedacht….nun , ich mach auch mit…ich werde Nudeln,Brot und Brötchen einfach mal weg lassen…dabei liebe ich Brot in allen Varianten…doch eine Woche mach ich das schon und muss sagen, es stört mich überhaupt nicht mehr..ich liebe mein facettenreiches Knäcke…inzwischen.Der Teufel Alkohol, sprich das lecker Weinchen…wird ausgetauscht mit lecker Gänsewein, sprich Wasser , es schmeckt ,die kleine Zitronen oder Limettenscheibe sowie frische Minze peppen das ganze etwas auf…Ich habe mir vorgenommen…sieben Wochen auf das Fernsehen total zu verzichten….möchte ich Film schauen…dann geht es ins Kino…und Filme <<wie Honig im Kopf<< machen das ganze spannend…. ich möchte etwas mehr laufen, keine Fahrstühle…….sowie jeden Montag Saunatime mit meiner Freundin…wenn Sie nicht kann, dann alleine………ganz schön viel…doch es wird klappen….und wenn bei diesen Aktionen doch ein paar Gramm sich einfach davon machen doppelt gut…oder?

  3. Ohje, wieder ist Donnerstag, und wenn sich alle auf Elviras Blog freuen, lese ich zitternd, was sie sich wieder ausgedacht. Als ihr Partner hänge ich da ja mit drin. Gut, Diät wäre für mich noch wichtiger als für sie, aber auch solche Sachen wie weniger Wein?
    Dann noch die Sache mit dem Plastik. Ich fürchte, wir werden beim Einkaufen wieder Aufsehen erregen. Wie wäre denn erst mal was Einfaches? Inspirationen findet man schon genug und wenn es im neuesten Kinofilm ist.
    Mal sehen, was uns dabei erwartet.

    1. Lieber Thomas,
      der erste Teil ist doch einfach, von allem etwas weniger. Mir fällt der totale Verzicht ja auch schwer, dann werde ich immer so gierig und Kühlschrank-Plünderungs-Attacken sind die Folge.
      Und der zweite Teil mit dem Verzicht auf Plastikverpackungen, da schaun wir mal, wie weit wir kommen. Ja, ich sehe die erstaunt aufgerissenen Augen der Verkäuferin an der Kühltheke, wenn ich mit meinem eigenen Töpfchen ankomme. Doch gerade das bringt Gewohnheiten ins Wanken, mal was anders zu machen.

      Ich freue mich auf die Zeit
      Elvira

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